Freiheit in der Reife 10. Beitrag

über die Freiheit in der Reife  

 

Während ich gerade über einen meiner höchsten Werte nachdenke und diesen Wert „Freiheit“ wieder einmal klar definiere, erreicht mich die Nachricht einer Freundin aus meiner Ausbildungszeit.

Aurelia war eine Ordens-Schwester und begeisterte mich immer mit ihrem Mut, Ordens-Schwester zu sein und gleichzeitig Organisations-Entwicklung zu studieren und Verantwortung für weltliche Institutionen zu übernehmen. Wir haben viel zusammen erlebt, diskutiert, gelacht, nachgedacht und unsere Lebensaufträge verglichen. Leider haben wir uns aus den Augen verloren als ich mein Burnout-Projekt in Spanien verfolgte.

Jetzt erreicht mich die Botschaft, dass Aurelia nach vielen Jahren im Kloster, Ihren gewählten Orden, verlassen hat! Es geht ihr gut, sagt sie und dann erzählt sie mir den Grund ihres Austritts aus der Gemeinschaft, die ihr so viel bedeutet hatte und ihr so lange Heimat gab. 

Aurelia hat mir früher einmal erzählt, nicht geheiratet zu haben, weil sie unter anderem, nicht von jemandem dominiert werden wollte. Sie hatte das zu Hause, bei ihren Eltern und bei ihren Freundinnen so erlebt. In den Orden ging sie, weil sie in der Geborgenheit der Schwestern sich auf Gott und ihre Mission konzentrieren wollte, um so ihre Kraft bestmöglich einsetzen zu können für die Welt. Ich erinnere mich, dass ich sie als sehr klar, ausgeglichen zufrieden und stark empfand. Doch was ist geschehen, dass es zu diesem Austritt aus der Gemeinschaft kam?  Aurelia hat offenbar irgendwann realisiert, dass sie ja schliesslich auch im Kloster dominiert wird und sie das lange nicht war haben wollte. Die Ehe mit Gott ist für sie auch etwas Dominierendes. Sie fühlte sich mehr und mehr abhängig, unfrei und oft gepeinigt von ihren inneren Kämpfen bei Entscheidungen. Doch sie versuchte das zu unterdrücken und Gott zu gehorchen.

Sie war erstaunt, dass ich sie verstehe und ihren Bruch nicht bedaure oder verurteile, sondern als Entwicklungs-Schritt verstehe. In der Tat, ich kann diese Gefühle gut nachvollziehen und ich kann auch verstehen, dass sie so viel Zeit brauchte, dieses Empfinden zuzulassen. Es muss ein sehr schmerzhafter Prozess gewesen sein, das Kloster, den Orden, die Gemeinschaft und das Zuhause zu verlassen. Mich hat diese Vorstellung sehr getroffen. Doch Aurelia hat gut durchgedacht, viel Information gesammelt, Therapie in Anspruch genommen und Kontakt mit einem gemeinsamen buddhistischen Freund aufgenommen. Sie lernte ihrem eigenen Gefühl zu vertrauen und realisierte, wie wichtig ihr höchster Wert für sie ist und wie ernst sie die klare Definition von Freiheit nehmen muss.

Freiheit heisst ja nicht Tun und Lassen was man will,  Freiheit heisst für mich z.B., sich entscheiden zu können/dürfen, wo und wie genau ich mich für etwas entscheide, Verantwortung übernehme und mich engagiere. Und genau in diesem Kontext ist Aurelia gefangen gewesen. 

Der Orden, der Glaube und sogar Gott hat sie dominiert und sie immer wieder eingeschränkt und zweifeln lassen. Es war ein langer harter Weg, dieses Gefühl zuzulassen und sich letztlich zu stellen und Klarheit zu schaffen. Sie war nicht mehr frei und realisierte ihr gefangen sein. Der Glaube an Gott hat sie nicht befreit von diesen Gefühlen. Sie konnte sich eine lange Auszeit bei Freunden nehmen, um dann ihr neues Leben und ihre Aufgaben in Freiheit auszufüllen. Ich bin sehr neugierig, wie es ihr in der neu gefundenen Freiheit geht.

Ja abhängig sein, ist oft eine schwierige Sache, die man gelegentlich wählt oder eingehen muss, weil sie vorübergehend sinnvoll sein kann für eine Verantwortung , die man trägt. Doch dominiert zu werden, ist noch eine Stufe mehr und ein Behinderung für die eigene  Entwicklung. Als Frau ist man dazu immer in Gefahr, dominiert zu werden. Wir haben noch nicht gelernt, wie genau wir Familie, Kinder, Kariere und die Persönlichkeit Das ist gesellschaftlich so tief verankert, so lange Zeit schon etabliert, dass es sehr schwer ist, dem wirklich auf den Grund zu gehen und zu verstehen, was es heisst, was es mit unserer Persönlichkeit macht und unserer Entwicklung und wie wir das ändern können. Ich habe viel von Aurelia und ihrem Weg, ihrer Konsequenz und den letztlich für sie positiven Ergebnissen gelernt. Es geht ihr heute gut, doch es ist ein langer Prozess sich aus einer Beherrschung, Dominanz und Abhängigkeit zu lösen und die Verantwortung für seine eigene Freiheit zu übernehmen. 

Freiheit ist für jeden Menschen vermutlich verschieden definiert, jedoch ist es gut den Begriff dieses Wertes für sich selber genau zu definieren, um ihn auch mitteilen zu können und sich damit verständlich zu machen. 

 

Freiheit ist in diesen Zeiten ein viel diskutierter Wert und er ist gerade in sehr vielen Bereichen gefährdet. 

Ich bin sehr dankbar, dass ich in der Schweiz aufwachsen konnte mit einer direkten Demokratie und in einem Umfeld welches die Freiheit sehr hoch schätzte. Ich realisiere jedoch, dass wenn man so selbstverständlich frei aufwächst und in diesem Überfluss, den wir in der westlichen Welt so oft haben, dass man dann oft vergisst, was es heisst, dass man in so unglaublich vielen Ländern seine Meinung nicht frei äussern kann, sich nicht frei bewegen kann, auf Minimum beschränkt ist, sich der Macht unterordnen muss und absichern muss und besonders als Frau eingeschränkt leben muss. Das geht immer einher mit einer Einschränkung der Entwicklung und der Bildung.

Ich finde man kann Freiheit leben und tolerant, respektvoll und an Lösungen interessiert sein, ohne extrem, radikal und destruktiv zu sein.

Ich glaube wenn man als Kind lernt seine Meinung freundlich und klar zu sagen, dies ein guter Anfang ist, in Freiheit zu wachsen. Auch muss ein Kind oder Partner immer Fragen stellen dürfen, auch wenn diese ganz unbequem sind. Um zu verstehen und seine Meinung formen zu können muss ich Fragen stellen. Ich glaube auch, dass  es  wichtig ist, dass Kinder eine  Meinung haben können und darin stark sein dürfen ohne deshalb die Liebe der Eltern oder Geschwister verlieren oder verurteilt werden. Natürlich und wichtig  ist es für mich auch, dass Eltern Grenzen setzen und die klar erklären und einhalten. Auch das gehört zur Demokratie. Dazu gehört es auch, die Konsequenzen anderer Meinungen zu akzeptieren zu respektieren ohne sie zu werten. Das ist dann schon hohe Schule der Demokratie, jedoch sinnvoll und wichtig zu lernen. 

Es kann wichtig sein, sich als junger Erwachsener seine Umgebung so zu suchen und zu wählen, dass man lernen kann, sich entwickeln kann und sich mit seinen Erfahrungen zu „seinem” tollen Menschen entfalten kann. Dazu sind oft viele Stationen nötig und es ist wichtig davor keine Angst zu haben. Mensch zu werden, Erwachsen zu werden ist eine Kunst und gleichzeitig etwas, was selten ohne Frust und Schmerz einher geht.

 

Und was hat es mit dem Alter zu tun?

Im Alter wird der Wert „Freiheit” noch einmal ganz aktuell, z.B. wenn wir in Pension gehen. Wir denken oft, dass jetzt die grosse Freiheit kommt, wenn wir aus der Routine des vorgeschriebenen Tagesablaufs heraus sind, wenn das Sorgen für die Kinder weniger wird und die Rente akzeptabel fliesst.  Das kann Freiheit bedeuten, ist zu oft jedoch eine Falle, wenn wir nicht vorbereitet sind. Nach einer Weile drängt sich die Sinnhaftigkeit auf und wir wissen nicht so recht, was mit uns in dieser neuen Freiheit anfangen. Wir suchen Aufgaben, wir reisen, lenken uns ab und denken uns Zukunft aus, die vielleicht nicht wirklich machbar ist, weil sie nicht in das Ganze eingebettet ist. Manchmal kommen wir aus einer Generation, einer Umgebung oder Prägung, die uns auch im Alter noch immer einengt und uns den Umgang mit Freiheit nicht einfach macht. Wo wir vieles davon nicht gelernt haben und dadurch das Alter nicht wirklich vorbereitet haben. In Diktaturen z.B. ist es oft schwer sich wirklich frei zu entwickeln, weil auch die Eltern schon hörig erzogen worden sind. Gerade in Deutschland haben wir gelernt, wie schwer es ist, die beiden Teile von Deutschland zusammen zu führen. Die verschiedenen Denkweisen. Lebenskonzepte und Erfahrungen waren ohne Schulung und Training schwer zusammenzufügen und sind es heute noch.

Wenn ich zurück zum Anfang gehe und zu Schwester Aurelia, dann ist es manchmal nötig, verstehen zu lernen, was mich dominiert und wo ich mich zu sehr unterordnen muss, damit ich mich noch weiterentwickeln kann - eben auch im Alter.. Auch der Glaube kann zum Diktat werden.

Ich möchte sie mit diesen Gedanken und Erzählungen aufmuntern nachzudenken, wo ihre versteckten Besetzungen und Unterdrückungen sind. Wo sie sich dominiert fühlen, zu eingeschränkt und zu angepasst - einfach nicht frei genug um mutig zu sein. Neugierig sein können, neues zu lernen und trotz Alter neue Wege zu wagen und sein Feld zu erweitern, das ist jetzt so wichtig. Das erfordert Reflektion, Gespräch, Unterstützung und sicher einen Lebensplan, ein Wegweiser für den Rest des Lebens.  Was will ich mit mir noch erleben und wie will ich die Welt einmal, verlassen, das ist die Frage hier?

Freiheit hat selbstverständlich einen Preis. Man muss vielleicht die alten, ausgetretenen Schuhe entsorgen, den Sessel mit der Delle in der Mitte verlassen, die Weite wieder lernen zu sehen und Konzepte entwickeln, wie wir mit Mut und Freude unsere Ziele und Visionen erreichen können - eben auch oder gerade im Alter. Nur das hält uns lebendig.   

Norah - für sie

Weiterlesen »

Warum sie mehr von Hand schreiben sollten, 9. Beitrag

Warum sie mehr von Hand schreiben, singen und berühren sollten.

Ich habe schon ein par mal bemerkt, dass ich gerne etwas anfasse, daran rieche und viel nachfrage. Ich schreibe auch immer noch gerne Briefe von Hand, mit schönen Füllfederhaltern, besonders Botschaften die mir wichtig sind. Wenn ich es dann noch auf handgeschöpftem Papier von meiner Freundin angefertigt, tun kann, dann wird das Erlebnis komplett. "Ausprobieren!"

Seit ich die Youtube-Videos des Hirnforschers, Prof.Dr. Harald Hüther, anhöre und ansehe und mich über den Humor, die Kinderfreundlichkeit und die logischen Darstellungen geniesse, seither ist mir einiges noch viel klarer geworden.

Das Schreiben von Hand löst im Gehirn viel mehr Aktivität aus, als das Schreiben mit der Taste.

Schreiben sie wieder mehr, damit sie und der Empfänger besser begreifen können. Es ist nicht das selbe auf die Tasten des Handys zu drücken wie mit der Hand eine Form zu schreiben. Das sich etwas vorstellen und in Worte formen und dann auf Papier zu schreiben, ist ein sinnlicher Prozess, der sehr wichtig ist, damit wir wieder vollständiger Kommunizieren können.

Vielleicht haben sie schon bemerkt, dass ihre Hand-Schrift leidet wenn sie das Schreiben vernachlässigen. Das ist nicht nur schade, das ist ein Verlust des Begreifens und  Verstehens. Bemerkenswert ist, dass die feinmechanische Bewegung des Handschreibens, Hirnbereiche und Frequenzen berührt und beeinflusst, die für Lernbereiche und die Gedächnisbildung wesentlich sind.

Beim Handschreiben werden mehr als 30 Muskeln und 15 Gelenke koordiniert, was unglaubliche 12 Hirnareale stimuliert. Im Gegensatz dazu führt das Tippen auf Tasten zu einer geringeren Hirnaktivität, da es sich um eine gleichförmige, repetitive Bewegung handelt – unabhängig davon, welcher Buchstabe getippt wird. Das langsamere Tempo des Handschreiben kann zu einem besseren Textverständnis führen.

Wissen ist nichts, gegen Begreifen und Verstehen.

Wir sollten uns nicht einfach Wissen aneignen, sondern zu einem Erkenntissgewinn gelangen. Doch was heisst das genau. Wenn wir begreifen wollen, müssen wir den Körper in Bezug nehmen um wirklich zu verstehen. Positive Zusammenhänge zwischen Handschrift, Lernen und Gedächtnis werden von Prof. Dr. Harald Hüther sehr einleuchtend demonstriert.

z.B. habe ich einem jungen YouTuber zugesehen, wie er in der Schule mathematische Formeln singt und sie so begreiflich für die Schüler macht. Auch in einem Seniorenheim hat man herausgefunden, dass "gesungene" Bedürfnisse beiderseits besser verstanden und erhalten bleiben, als gesprochene. (Wie toll ist das denn).

Säuglinge und kleine Kinder lernen und begreifen, indem sie ein Spielzeug mit den Händen ergreifen und meist auch Töne von sich geben. Säuglinge müssen es auch zu Munde führen und mit der Zunge belecken. Ich selber habe herausgefunden, dass ein Säugling oder ein Kleinkind, wenn es nachts aufwacht, einfach zu beruhigen ist mit einem kleinen sanften Lied und Berührungen.

Ich glaube, wir sollten uns all diese Zusammenhänge, wieder besser in unser Leben integrieren. Das wäre doch sinnvoll.

Über den hohen Wert des Singens werde ich das nächste Mal berichten

Norah

 

 

 

Weiterlesen »

Wenn die Camper südwärts ziehen, mein 7. Beitrag

Wenn die Camper südwärts ziehen

 

Viele BestAger und HighAger überwintern gerne im Süden. Das ist eigentlich zu verstehen und oft schon ein lang gehegter Wunsch der Leute. 

Das heisst für mein Bezugsdorf, oben an der Strasse, dass ab Ende Oktober die Karawane südwärts zu rollen beginnt und im April/Mai wieder zurück. Es werden jedes Jahr mehr und mich beängstigt das zuweilen. Es betrifft mich nicht direkt, hier am Waldrand und weg von der Strasse, doch ich bekomme es gelegentlich mit, wenn ich ins Dorf gehe.

Manchmal, wenn ich in die Apotheke oder auf die Post muss, gehe ich hoch zum kleinen Dorf Colligny, zum Café bei Michèle, einer Chorfreundin.  Das Café liegt an der Hauptstrasse wie alles in diesem Dorf und da lässt sich gut erleben, was es heisst, an dieser Strasse zu wohnen. Nicht nur dass sehr viele grosse Lastwagen mit Anhängern hier durchfahren, weil es billiger ist, als die Autobahn, die nur 2Kmt. weiter drüben wäre. Nein, es rollen auch die ganzen Camper, die südwärts Richtung Spanien, Portugal  usw. reisen, durch dieses Nadelöhr fahren und es werden jedes Jahr mehr. Das Camper-Leben wird in allen Medien sehr beworben und gehört offenbar zum neuen Life-Styl. Manchmal sinniere ich der Entwicklung dieser Karawane nach und sorge mich um das Dorf und seine Einwohner. 

Und, denke ich, wo soll denn einmal all das Material hin, wenn es Schrott geworden ist? Wie ist das mit den Abgasen - die Camper sind ja selten batteriebetrieben. Die Laster, meist Diesel aus dem Ausland, mit dicken Wolken hinterher? Mir tun die Bewohner dieses Dorfes ganz einfach leid. Die Abgasbelastung ist sehr hoch, weil sich die Strasse entlang der Hügel durch das Dorf wie ein Schlauch zieht. Oft ist es im Frühjahr und Herbst wirklich eine Schlange von Gefährten - undurchdringlich für die Fussgänger. Die Strasse zu  überqueren ist eine Strapaze. Und all das weil die Autobahn, 2 Kmt. weiter drüben, zu teuer ist???

Als die Autobahn gebaut wurde hofften alle, dass es besser wird. Man kämpfte für die nahe Aus- und Einfahrt, damit das Dorf entlastet wird. Die Bewohner fingen an die schwarzen Häuser zu neu zu streichen und die Zäune zu reinigen. Sie hatten wieder Blumen an den Fenstern und Töpfe vor dem Haus. Doch nach kurzer Zeit kam der Verkehr zurück - die Autobahn war zu teuer und da die Camper sowieso limitiert in der Geschwindigkeit sind, können sie locker auch auf der normalen Strasse, quer durch’s Land und die Dörfer fahren.

Und immer wenn ich im Café sitze, denke ich darüber nach, wie es kam, dass das  Nomadenleben so populär wurde. Und, ist es wirklich das grosse Glück, von dem die Camper träumen? Denken die Menschen überhaupt an die Bewohner und wohin geht der ganze Schrott einmal, wenn der Camper ausgedient hat. Und kann man die Laster und Camper nicht einfach auf die Autobahnen schicken, wo sie hingehören?

Ich weiss nicht, an wem und an was es liegt und wieso das so ist - Ich kann nur die „HighAger” hier bitten, sich die Sache  mit dem Campen gut zu überlegen und auch andere Optionen in Betracht zu ziehen. Weniger stressig, entspannter und einzigartiger!

An einem der nahgelegenen Seen gibt es einen grosser Campingplatz mit Chalets, Tiny-Häuser und Camper. Eigentlich war es einmal ein kleiner gemütlicher Platz am See, mit Café und Kiosk für die Anwohner, das Abendvergnügen für die Familien. Dann wurde der Camping gebaut zuerst nur klein und gemütlich und dann immer grösser und grösser und grösser. Jedes Jahr, ab Herbst fahren Schwer-Transporter durch das kleine Dorf oberhalb, Richtung See, mit jeweils ein und zwei Chalets geladen, um den Campingplatz zu vergrössern. Heute ist eine ganze Seeseite voll von Chalets die sich dem Hügel entlang hochziehen. Ein Dorf ist entstanden und wenig von der einstigen Idylle und dem positiven "Uni-Projekt-Lyon", der See-Gestaltung, ist geblieben. Das kleine Café am See ist dem Vorhaben gewichen, den mächtigen, hoch eingezäunten Camping-Platz zu bauen. Für die Spaziergänger und Anwohner muss ein schmaler Weg am Wasser reichen. Man spricht Holländisch auf dem Campingareal und die Anwohner verziehen sich regelmässig über die Sommersaison, bis diese Überflutung vorbei ist. Ich denke dann immer, na ja, ich hab ja einen grossen Garten, das ist für mich nicht schlimm. Und die Andern? Ist das gut und gesund so? Schliesslich durqueren die Holländer halb Europa für dieses Plätzchen? Hier haben sich die Niederländer also für einige Monate eingenistet und die Anwohner haben das Nachsehen? Die Saison geht für sie von Ostern bis Ende September und in dieser Zeit ist es sehr laut und wir meiden den Platz in dieser Zeit. Der See gehört jetzt den Campern. Ein seltsames Gefühl, auch wenn ich doch weiss, dass die Stadtmenschen Ferien in der Natur brauchen…… Und dann stehen all die vielen Häuschen leer........

In Spanien habe ich es noch viel heftiger erlebt und ich fand es total befremdlich, dass man Wohnwagen an Wohnwagen gestellt, mit minimalem Vorplatz, "gemütlich" überwintern kann. Die Ringhörigkeit, die straffen Regeln, die ja sein müssen, und das Herden- oder Rudel-Leben? 

Ja, ich weiss, es ist in Spanien wärmer als zuhause und es gibt das Meer und, und , und……. Ja, man muss wohl gemacht sein für dieses Leben? Mindestens drei Monate leben die Überwinterer in der Regel so und dann geht die Karawane zurück in den Norden. Danach steht der Camper meist irgendwo hinter dem  Haus, bis er wieder südwärts darf oder verrottet.

Ich mag es ihnen gönnen, wenn das wirklich ihr Traum ist und doch??? Geht dieser Massen-Tourismus den wir heute haben, überhaupt noch einher mit den Bewohnern???

Ich gehe nicht mehr näher in die Details und bleib beim Erleben hier vor der Tür, wo die Karawane in meinem Bezugsdorf durchzieht. Dennoch denke ich mir, mein Gott, könnte man sich nicht in einer der vielen „Gites de France” oder AirB&B einmieten und den Bewohner so etwas näher kommen????? Oder wie wäre es auf einem Privat-Platz anzufragen? Das gibt es ja heute auch! Na ja, ich überlasse es ihnen selber nachzudenken, was wirklich entspannend ist. Doch bitte lassen sie den Stress, den sie eingehen bei dieser Art von Ferien nicht ausser Acht. Die sehr lange Fahrt, die Enge auf dem Campingplatz, die klimatische Belastung für Körper und Seele - denken sie wirklich, dass das Erholung ist? 

Wie könnte es denn anders sein?

Nebenbei: Mein Angebot! Ich habe ein eingezäuntes Terrain unterhalb meiner kleinen Ferme. Da können ein bis zwei Camper gut und frei zwischen den Bäumen campen und ihre Ferien verbringen. Wasser und EL ist am Haus und die Gegend, das Seen-Land, der Jura ist wunderschön zum wandern, Biken, das Burgund entdecken, klettern oder Kayaken.

Norah am Beobachten und wundern

 

Weiterlesen »

Grosseltern haben, Grosseltern sein, mein 6. Beitrag

Grosseltern haben und Grosseltern sein.

Ich hatte Grosseltern und war reich beschenkt mit ihnen!  Opa Havel und Oma Martha-Boschena

Meine tschechischen Grosseltern waren ein Segen für mich, besonders weil meine Schweizer Grosseltern sehr früh verstarben.

Sie hatten in Zürich am Zweierplatz die "Mass-Schneiderei Kovarik" und ausser der Laufkundschaft, arbeiteten sie für das Theater und für das Schauspielhaus Zürich.

Ich liebte es, an meinen freien Nachmittagen zu meinen Grosseltern zu gehen. Dies, auf den Rollschuhen oder mit dem Trottinett. Das dauerte bis dreiviertel Stunden Fahrt, abwärts. Selten, nur bei schlechtem Wetter, gab es ein Tam-Billet nach Hause. Bei den Grosseltern angekommen, gab es immer das erste Ritual in der grossen, so gut duftenden Küche. Kuchen und Kakao oder die so geliebten Zwetschgen-Zimt-Knödel, oder den Nuss-Zopf, oder den Marmor-Kuchen, oder die Schokoladencrème, oder…….oder.... Ich liebte es am Küchentisch zu sitzen und in die vielen Kräuter auf dem Balkon zu schauen. Und es waren sehr viele, wie ein Dschungel

Meine Grossmama war eine wunderbare Köchin und eine herzensgute Frau. Beim „Zvieri” fragte sie dann immer ausführlich nach dem Erlebten der Woche und nach den Schulaufgaben. Meine „Grosi „war für mich auch ein Sprachphänomen. Damals, nach der Flucht, in der Schweiz angekommen, meldete sie sich bei meinem Grossvater für die folgenden Abende ab. Sie wollte so schnell wie möglich Schweizerdeutsch lernen und dazugehören. Für sie war die Kneippe, unten im Haus, genau das Richtige. Da sassen die Nachbarn und die Geschäftsleute und spielten Karten, was meine Grossmutter sehr liebte und beherrschte. Das war also die Zielgruppe meiner Grossmutter, um Schweizerdeutsch zu lernen und das hatte eine sehr positive Auswirkung auf die Familie Kovarik und das Geschäft. Sie war eine sehr attraktive Frau, immer gut gekleidet, sehr gepflegt und Sie sprach sehr schnell sehr gut Schweizerdeutsch und so brachte sie natürlich auch gute Kundschaft in die Schneiderei. Sie konnte sehr schnell die Schneiderei verwalten und damit das Leben der Kovarik's in der Schweiz. Mein Grossvater Havel, ein grosser stolzer, gerader Mann, blieb beim Hochdeutsch, welches er in Wien, als Schneider-Geselle, gelernt hatte. Schweizerdeutsch war für ihn ein sprachliches Gestolper. Er war begeistert von den Initiativen seiner Martha-Boschena und das zeigte er ihr auch gerne und regelmässig. Immer nach dem Mittagessen, legte sich meine Grossmutter auf die rote Samt-Ligeuse im Wohnzimmer. Mein Grossvater schob das kleine Tischchen zur Liege und brachte meiner Grossmutter den geliebten Kräuter-Tee. Er setzte sich zu ihr und sie besprachen zusammen die Arbeit und alles was anstand. Immer wenn ich das sah - diese wunderschöne Frau auf der Ligeuse, die zierliche Hand in der grossen Hand meines Grossvaters, da dachte ich mir; Das muss Liebe sein, das will ich auch einmal. 

Der Arbeitsplatz meiner Grosseltern war vorne im schönen Erker des grossen Schneider-Zimmers. Jeder hatte seine Nähmaschine und so konnten sie immer Hand in Hand arbeiten und ihre Heimat-Sprache pflegen. Hier, im Erker, wurde nur Tschechisch gesprochen! Im Schneider-Zimmer stand auch der immens-grosse Zuschneide-Tisch an dem mein Großvater die Kleider zuschnitt und sie dann im Schneidersitz auf dem Tisch zusammenfügte und den Fadenschlag machte. So konnte dann meine Großmama alles zusammen nähen. Im kleinen Zimmer nebenan waren die Anproben und in den hohen Regalen lagen die sauber aufgerollten Stoffballen zur Auswahl. Hier wurden auch die exakten Aenderungen von meinem Grossvater beschlossen. Meine Grossmutter sass am wunderschöne Sekretär, (ich darf in heute bei mir beherbergen). Hier wurden also die Rechnungen geschrieben und meine kluge Grossmutter servierte den Kunden immer ein Gläschen tschechischen Schnaps zur Rechnung. 

Mein Grossvater war sehr seriös, sehr genau, sehr sicher in dem was er tat. Er brauchte diese lebendige, tatkräftige, liebevolle und lustige Frau, um seine Fluchten, das verlassen von Prag und den Verlust des Pferdehof seiner Eltern, zu verkraften.

Meine Grossmutter hatte eine ganz andere Vergangenheit in Böhmen. Sie lebte mit ihren Eltern und den Geschwistern in drei Eisenbahnwagen. Ein Wagen war die Schneiderei, ein Zweiter der Wohnwagen und der Dritte war zum Schlafen, mit den Kojen für die Kinder. Es musste sehr schön und gepflegt gewesen sein, erzählte meine Grossmutter. Sie liebte ihre Kindheit und erzählte gerne davon. Die Familie Mucha arbeiteten für die Königshäuser und andere Wichtigkeiten. Ihre Wagen wurden dann einfach an die Zügen angehängt, wohin sie eben bestellt wurden. So lernte meine Grossmutter sehr früh Sprachen und konnte in den verschiedenen Ländern in die Schule gehen. Die Muchas waren eine sehr glückliche Familie, erzählte meine Grossmutter. Doch die Kriege beendeten auch diese Idylle und letztlich wurden sie stationär in Prag. Dies auch, um die Kinder in die höheren Schulen zu schicken. Meine Grossmutter fand nach der Schule eine Anstellung im Hause" Kovarik" in der Altstadt von Prag. Sie verliebte sich in den Sohn der Herrschaften - oder er sich in sie? Auf jedenfalls war das gar nicht gern gesehen von den Herrschaften und bevor die Kündigung kam, wurde meine Grossmutter schwanger. Ein Skandal in diesen Gezeiten und den sicheren Rauswurf aus dem guten Haus. Doch mein Grossvater hatte Klasse und verliess die elterlichen Herrschaften ebenfalls! Er, Havel, heiratete meine Grossmutter, Martha-Boschena und sie zogen nach Wien und eröffneten dort eine Schneiderei und wurden das erste Mal Eltern.

All das und noch viel mehr erzählten sie mir bei meinen Besuchen in der Schneiderstube in Zürich. Ich liebte diese Erzählungen und bewunderte dieses Paar sehr. Ich hätte nie einen freien Nachmittag bei meinen Grosseltern ausgelassen. Es gehörte einfach zu meinem Kinderleben und war so erfüllend und wichtig für mich. Oft kam dann am Abend auch mein Vater mit seinem Motorrad und holte mich ab. Er ging dann immer gleich in der Küche vorbei und Grossmutter verwöhnte ihn mit Gebäck, Knödel zum nach Hause bringen und einem heisser Kaffee. Sie hatten sich sehr gern und meine Grosseltern hatten grossen Respekt vor meinem Vater, der sich immer Zeit für ihre Sorgen nahm. Da sassen sie dann am Küchentisch und tauschten sich aus. Und dann sagte mein Vater z.B. Martha, die Küche muss frisch gestrichen werden - wir machen das nächste Woche. Gut Arthur, das freut mich sehr, das du das übernimmst! Und Grossvater steuerte ein neue Sonntagshose bei.

Am Sonntag Morgen wurde dann mein Grossvater aktiv und nahm seine vier Enkel in den Siehlhölzli-Park. Da war immer Konzert bei gutem Wetter in der gedeckten runden Halle und wir Kinder konnten spielen und rennen. Zum Mittagessen sollten wir dann pünktlich bei Grossmama und ihren beiden Töchtern sein, die gross gekocht und aufgetischt hatten. Da war nicht nur aufgetischt für die engen Familienmitglieder, nein, da kamen auch die geflüchteten Freunde aus Prag und die Unverheirateten. Meine Grossmutter fand, die müssen auch ein Zuhause haben, sonst werden sie traurig. Also war der Tisch sehr, sehr lange vom Erker bis zum Eingang - es wurden einfach alle vorhandenen Tische zusammengeschoben, bis es reichte. Spätestens jetzt war mir klar, warum Grossmutter Berge von Teller und Schüsseln im grossen Küchenschrank hatte.

Ich liebte diese Sonntage mit all den vielen Leuten über alles. Einer der Gäste hatte ja immer Zeit, etwas vorzulesen, Hausaufgaben zu kontrollieren, zu erklären oder im Hinterhof mit mir Seilspringen zu üben.

An diesen Sonntagen wurde auch immer die Woche besprochen und es wurde z.B. auch ausgemacht, wann genau welche Enkel in die Oper mitgehen durfte. Meine Grosseltern hatten im Stadt-Theater eine Loge gemietet, sie waren ganz intensive Opern- und Konzert-Gänger. Da durfte dann, bei den geeigneten Stücken, immer ein bis zwei Enkel mit, besonders die Mädchen, (die Buben machten zu viel Quatsch). Da schaute mein Grossvater dann ganz genau, ob die Kleider/Kostüme, die sie für’s Theater geschneidert hatten, auch richtig sassen, während meine Grossmutter den Smalltalk in den Gängen machte. Ich glaube, es war einfach etwas, was sie aus Prag mitgebracht hatten und unbedingt pflegen wollten. Dieses, sich schön machen, die Hüte aufsetzen, das feine Parfüm nutzen und die glänzenden Schuhe tragen, das war einfach auf schöne Art aufregend. Die Kleidchen, die meine Grossmutter mir genäht hatte wurden gerichtet, wisse Strümpfe aufgezogen, die Lackschuhe angezogen - das war alles so unglaublich zeremoniell und wichtig für sie. Meine Grossmutter machte mir dann immer diese wunderschönen Rundzöpfe und nannte mich, ihre kleine Prinzessin. Und, es wurde zu Fuss und in absoluter Ruhe in die Oper gegangen, um sich einzustimmen. Ein Ritual, welches ich sehr liebte und Rituale hatte diese Familie nun wirklich sehr viele. Ich kannte keine anderen Kinder, die das Glück hatten, so verschieden und so spannend aufzuwachsen.

Grosseltern sind so wichtig, weil sie die Welt des Kindes vergrössern und weil sie Lücken schliessen. Weil sie Dinge tun, für die die Eltern keine Zeit oder Ruhe haben. Grosseltern können sich die Zeit einfacher nehmen. Grosseltern sehen Dinge aus einer anderen Perspektive, so wie die Eltern die Sache einfach nicht sehen können. Die Enkel erzählen den Grosseltern Dinge, die vielleicht zuhause im Alltag kein Platz haben. Grosseltern bringen Geschichten aus einer ganz anderen Weltzeit und das ist für die Enkel sehr wichtig, lehrreich und bereichernd. Grosseltern helfen den Kindern die so komplexe Welt etwas besser zu verstehen und den Enkelkindern Mut zu machen.

Grosseltern, die diese Aufgabe verpassen oder keine Lust darauf haben, sind zu bedauern, weil sie einen natürlichen Fluss des Lebens verpassen und irgendwie eine Aufgabe verweigern. Ja ich weiss, es ist nicht immer so einfach wie ich es erlebte in meiner  Kindheit, aber es ist ganz einfach nötig und sinnvoll für die eigene Entwicklung und die der Enkel.  Und entwickeln sollten wir uns bis zum Schluss, das macht doch Sinn!

Oft wohnen heute Enkel weit weg von den Grosseltern und das macht den Prozess etwas beschwerlicher. Doch wir haben das grosse Glück Internet nutzen zu können und Bilder und Nachrichten zu verschicken. Das hatten wir früher nicht.

Es müssen ja auch nicht immer die eigenen Enkel sein. Ich hab z.B. Hütekinder, die auch sehr gerne am freien Nachmittag vorbei kommen oder übernachten, wenn die Eltern mal weg sind. Sie geniessen diese Zeit auf dem kleinen Bauernhof mit den Hühnern und all den Möglichkeiten, die sie zuhause nicht haben.

Es gibt auch Organisationen, die Grosseltern vermitteln. Melden sie sich doch da und erleben sie etwas ganz Neues und Sinnvolles, etwas was eine Aufgabe ist und eine Bereicherung.

Meine Kindheit/Prägung und mein ganzes Leben wäre sehr viel ärmer geworden ohne diese beiden feinen Leute -                         meine Grosseltern, Martha und Havel.

Norah für Sie und das Grosseltern sein.

.

Weiterlesen »

Die Blase will Beachtung haben, 5. Beitrag

 

 

Inkontinenz, Blasenaufhängung, Training und Akzeptanz.

Heute wage ich mich an eines der Tabus, welches wir älteren Menschen tragen. Die Inkontinenz!

Doch wir sind ja hier auf diesem Blog, um über das gut altern zu reden, da gehört das einfach dazu!

Na ja, das ist nicht für jede Person bequem, darüber zu reden, jedoch nötig, damit es normal wird. Dazu müssen wir einige Sachen ernst nehmen und uns selber helfen wie z.B. mit der Unterleibsgymnastik. Wir Frauen die geboren haben, kennen das schon. Doch auch die Männer können viel tun um die Inkontinenz hinauszuschieben und das lohnt sich.

Ich bin froh, dass man heute darüber reden kann, ohne mit befremdlichen Reaktionen rechnen zu müssen. Wir wollen älter werden, also müssen wir ein paar Dinge akzeptieren lernen.

Dazu kommt, ich habe ja so viele Jahre lang Windel gewechselt, Popos geputzt, dass ich es einfach zum Anfang und zum Ende des Lebens rechne. Bei unseren  Kleinen ist man ja auch nicht geniert oder genervt über das Windel wechseln zu reden im Gegenteil und Gott sei Dank müssen unsere Kleinen nicht mehr zu einem besonderen Zeitpunkt „sauber” sein. Alles hat seine Zeit!

 

Also ich beziehe mich mal auf meine eigenen Erfahrungen.

Ich hatte vor Jahren in Spanien einen schweren Autounfall. Ein betrunkener Engländer wusste nicht mehr, auf welcher Seite er zu fahren hat. Ich sah ihn kommen, konnte jedoch nicht ausweichen - auf meiner rechten Seite war der Fluss Ebro. Durch den starken Aufprall, bekam ich des Lenkrad in den Bauch und da kam dann so einiges in Unordnung in meinem Bauch, eben auch die Blase.

Im Spital kümmerte man sich rührend um meine Kopfverletzungen, die Schäden im Unterleib wurden leider irgendwie falsch beurteilt. Die Wunden am Schädel, haben sie allerdings super hingekriegt. Doch ab da hatte ich dauernd Blasen-Infektionen und Schwierigkeiten beim Toilettengang. Hier in Frankreich wurde dann festgestellt, dass die Blase sich verschoben hatte. Ich musste ab da mit Katheter urinieren und später, so prognostizierten sie mir, vielleicht einen Sack am Bein tragen, als Urin-Auffänger. Ich war ordentlich schockiert und fragte nach einer OP. Nein, sagte man mir, in diesem Alter machen wir das nicht mehr! Ok, das bekam ich von einem jungen, arroganten, genervten Urologen gesagt! Ich versuchte zwei Jahre lang mit der Sonde zu leben, aber das war ein so grosser Einschnitt in mein Leben, das wollte ich nicht mehr. Ich war weitgehend ans Haus gebunden und verlor meine Kontakte und das sozial Eingebunden sein und mein Antibiotikum-Konsum wurde auch nicht weniger..

Ich las sehr viel über das Thema und war entsetzt, dass mir eine OP verweigert wurde. Ich forderte bei meiner Hausärztin eine Zweitmeinung ein und eine Überweisung in eine andere Klinik. Das half! Sie sagte mir, dass ihr Uni-Professor solche OP machen würde, allerdings in Dole, 1.5 Std. entfernt. Ich meldete mich sofort in der Klinik in Dole und der sehr freundliche Urologe dort meinte, dass es eine völlig normale OP sei, besonders nach einem Unfall dringend nötig und dass er das selbstverständlich tun würde! Er meinte, dass es gerade in diesem Alter wichtig sei, solche Defizite zu regeln. Allerdings wäre die OP bei mir, durch den Unfall, etwas schwieriger, weil die Blase zurück verschoben werden müsse, an den ursprünglichen Ort. Dann würde sie mit einem Band am Gewebe der Wirbelsäule festgebunden. Das würde ein sehr gutes Resultat ergeben.

Soviel zu seiner ärztlichen Einschätzungen, so ganz anders als der junge Urologe sie machte. Ich wurde operiert, alles lief sehr gut und seither hatte ich nie wieder eine Infektion, keine Sonde mehr und ein völlig normales Leben ist möglich. Wenn man bedenkt, dass ich ohne diese OP, ein Leben lang Antibiotika hätte einnehmen müssen und eine Sonde tragen müsste, ist das schlicht verantwortungslos, es nicht zu operieren. Man sagte mir allerdings, dass ich vermutlich irgendwann Inkontinent werde und dass man das dann, wegen der OP-Technik, nicht mehr behandeln könnte. Ok, alles kann man ja nicht immer haben! Ich bin jetzt, mit achtzig Jahren, langsam inkontinent geworden, aber durchaus in Massen und für mich absolut kein Problem. Ich habe schon sechs Jahre gewonnen durch diese OP und ich weiss, das das trainieren der Verschliess-Muskeln ein Muss ist. So trainiere ich jetzt jeden Morgen mit dem Schmetterlings-Trainer zwischen den Oberschenkeln, bevor ich aufstehe. Ich tu es einfach, wie Zähneputzen oder andere Rituale. Und ich bin sicher, es hilft! Ich habe mich entschlossen, waschbare, weiche Stoff- Einlagen zu tragen, um den vielen Abfall zu vermeiden und dem Plastik-Exzess entgegen zu wirken. Wegwerfbar kommt für mich nur in frage, wenn ich ausser Haus übernachte. Da will ich kein Aufsehen machen und da will ich auch keine Einlagen waschen müssen. Ansonsten bin ich glücklich mit den Stoffeinlagen und heute wo jeder ein Waschmaschine hat ist das problemlos machbar. Wenn man dann einmal die Richtigen Stoffeinlagen gefunden hat, ist es einfach normal.

Wichtig ist für mich ist, dass ich angefangen habe, mit meinen Freundinnen darüber zu reden. Über ihre Erfahrungen und Lösungen und das, was sie so tun und lassen bei Inkontinenz. Das war für mich und für sie, sehr aufschlussreich. 

Zwei meiner Freundinnen sind auch operiert, wegen früher Inkontinenz und sie sind seit der OP völlig beschwerdefrei und ohne Inkontinenz. Eine dritte Freundinnen wurde zwei Jahre nach der Blasenanhebung Inkontinent und konnte das bei einer kleinen Zusatz-OP mit einem Bändchen regeln. Also auch kein Problem.

Das sind also Optionen, die man wirklich auf sich nehmen kann. Wir müssen aufhören, alles lästig zu finden, denn es ist normal in einem gewissen Alter und wir haben heute sehr gute Möglichkeiten!

Denken wir nur daran, wie locker die Menschen heute einer Knie-oder Hüft-OP zustimmen! Wie wir heute lernen und wissen, meist völlig unnötig. Es hätte vielleicht gereicht, das richtige Trainingsprogramm anzuwenden, Gewicht zu verlieren und die richtige Ernährung einzunehmen. Aber man macht uns weise, dass der Verschleiß der Gelenke völlig normal wäre und somit eine OP unausweichlich sei. Nein, das ist es nicht in jedem Fall! Jedoch darüber sollten sie sich dringend sehr gut informieren, bevor sie eine solche OP eingehen, denn heute ist das auch eine Frage der Ernährung und der wichtigen Zusatzunterstützung wie z.B.Vitamin D.

Ok, so ist es auch mit der Beckenboden-Muskeln. Bewegen sie sich, es gibt so tolle Hilfsmittel heute und wenn wir so viel älter werden wollen, als unsere Vorfahren, dann geht das nicht, ohne eigene Unterstützungen.

Es war mir bis heute leider nicht möglich, mit Männern über Inkontinenz zu sprechen. Ich lebe auf dem Land, hier sind die Menschen sehr konservativ und Männer tun leider immer noch so, als wäre bei ihnen alles ok. Sie tragen z.B. auch keine Hörgeräte, wenn es Zeit ist und die Brille kommt nur auf die Nase, wenn das Lesen nicht mehr anders geht oder der Führerschein entzogen wird, wenn sie keine Brille tragen beim Fahren. S C H A D E!

Ich hoffe, dass sich die Offenheit auch für Männer etabliert. Das wäre wichtig, nötig und hilfreich.

Soviel zu diesem "unbequemen" Thema!

Norah für Sie

Weiterlesen »

Was ich an Frankreich liebe, 4.Beitrag

Was ich an Frankreich liebe!

Frankreich ist das Nachbarland der Schweiz und ist doch so anders. Ich geniesse das und es lebt sich in vielen Belangen sehr gut hier, andere Belangen sind eine machbare Herausforderung. Doch ich bin ja lernbereit und auch geübt mit der Andersartigkeit umzugehen. 

Um es vorweg zu sagen; Frankreich ist sehr geeignet für HighAger!

Frankreich im Ganzen:

Stil, Charme, Eleganz, Genuss und Leichtigkeit assoziieren wir mit unseren europäischen Nachbarn. Frankreich hat viel Abwechslung zu bieten. Mit seiner Vielfalt von herrlicher Natur der Bergwelt, über pulsierende Metropolen bis hin zu mondänen Küstenorten am Mittelmeer.

Die Franzosen sind für ihre Kunst zu leben, das Savoir-Vivre, bekannt. Sie gelten als Lebenskünstler und Genießer, was sich besonders im kulinarischen Bereich zeigt. Sie verstehen es, Wein und gute Speisen zu zelebrieren. Und auch sonst sind sie sehr begeisterungsfähig und halten zusammen, wenn es um ihr Land geht.

Frankreich hat ein reiches kulturelles Erbe. Die französische Literatur begann im Mittelalter und das Land hat eine lange Geschichte in den Bereichen bildende Kunst, Musik und Tanz. Das Kino z.B. nimmt im kulturellen Leben des Landes einen wichtigen Platz ein. Wir haben hier in St.Amour jedes Jahr im Februar seit 16Jahren das Filmfestival der „Liebesfilme”. Echt Genial! Wir gucken uns tatsächlich zwei Wochen lang, täglich 1-3 Mal Liebesfilme an und schwelgen danach an der langen Bar und sehen einander endlich wieder einmal. Die Filme kommen aus der ganzen Welt und werden danach immer besprochen - das finde ich einfach Klasse. Ich wusste ja wirklich nicht, dass es so viele Liebesfilme gibt. Viele Zuschauer kommen aus dem Ausland, nur wegen dem Festival und die Hotels müssen öffnen und die Zimmer aufwärmen. 

Seit mehr als 30 Jahren ist Frankreich das beliebteste Reiseziel der Welt. Im Jahr 2019 kamen 90 Millionen Touristen aus dem Ausland nach Frankreich, um sein vielfältiges Natur- und Architekturerbe zu entdecken und seine überall in der Welt bekannte Lebensart und Gastfreundschaft zu geniessen.Die französische Küche ist auf der ganzen Welt bekannt und beliebt, ebenso wie der im Land produzierte Wein, Champagner und die Spirituosen. Pilze sind ein weiters Herbst-Hoch in Frankreich. Die Wälder sind selten so attraktiv und bemenscht wie im Herbst.

Frankreich im Speziellen:

Wie in jeder neuen Umgebung muss man sich auch in Frankreich mit einigen Herausforderungen auseinandersetzen, insbesondere bei Verwaltungsaufgaben! Aufgrund von Sprachbarrieren der Einwanderer und mangelnder Vertrautheit mit dem System, kann die Bewältigung dieser Aufgaben für Expats schwierig sein. Doch ich habe das, wenn ich ehrlich bin, eigentlich überall auf der Welt erlebt. Hier in Frankreich  vielleicht etwas intensiver, weil gerade die Umstellung auf das Internet für die Franzosen schwierig ist. Z.B. für die Umschreibung meines Führerscheines von Spanien, EU, nach Frankreich, EU, brauchte es mehr als zwei Jahre und unendlich viele Besuche der verschiedenen Büros und Behörden. Z.B. müssen alle Anfragen unter dem Mädchennamen gemacht werden, was für mich völlig neu war. Nach der Umstellung auf Internet sind keine Büros mehr erreichbar und man kann sich sehr verloren fühlen. Mindestens kenne ich dieses Prozedere  jetzt genau! Anderes Beispiel: Der Verkauf meiner wunderschönen, einzigartigen Royal-Enfield, Schwarz-Gold, mit Seitenwagen, mit spanischen Kennzeichen, gab es keine Lösung, obwohl ich das Gespann in Österreich, ebenfalls EU-Land, gekauft habe und ohne Probleme nach Spanien exportieren und dort immatrikulieren konnte. Bevor ich an meinen Versuchen mit den franz. Behörden verzweifelte, verkaufte ich das Prachts-Stück in die Schweiz. Das ging wizigerweise problemlos. Ich dachte ich bin doch in Europa, in der EU???, in diesem verheissungsvollen Verbund. Leider ist es in Frankreich echt Lebensgefährlich, mit so einem Gefährt in der Gegend herumzufahren. Der Fahrstil der Franzosen ist - na ja, sagen wir mal etwas schluderig. In den spanischen Bergen, wo ich lange lebte und das Motorrad-Fahren von "alten Hasen" gezeigt bekam, da war das sehr anders und sehr respektvoll. Die spanischen Menschen freuen sich an solchen Kultobjekten und besonders die Frauen kommen sofort, wenn man irgendwo anhält und fragen: "Kann ich das als Frau auch lernen"? Ja, man kann und es ist ein ganz grosser Genuss, sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen. Gespann-fahren ist für Geniesser, nicht für Schnellfahrer. Meine jüngste Tochter genoss es, im Seitenwagen mit mir gemütlich in die Berge oder ans Meer zu fahren. Nein, das EU-Leben ist viel komplizierter als man glauben mag und kann einem gelegentlich an die Nieren gehen. Und genau daran leidet Frankreich heute auch in der Politi, (aber darüber reden  wir vielleicht ein anders Mal - ich bin ja auch Gast hier). Ich habe in meinem Haushalt z.B. drei Systeme Kabel/Stecker! Die Schweizer - ok, die haben drei Dornen am Stecker. Die Spanier haben dickere Dornen und passen deshalb nicht in die französischen Steckdosen. In Frankreich, ohne Verbindungs-Stecker, geht wenig. Eben EU, wohlverstanden. Doch wer sich über solche Dinge ärgert, der bleibt besser zuhause. Mein Rat: Akzeptieren oder Lösungen finden, Prioritäten setzen, oder gar nicht erst kommen.

Ich lebe im französischen Kanton Jura, in einer sehr ländlichen, landwirtschaftlichen Gegend. Ich liebe die Hügel, die Weite, die vielen Seen und die etwas eigensinnigen Bewohner. Hier wird viel Käse gemacht vor allem der Comté, der Morbier und viele Ziegen und Schafkäse. Comté ist ein Französischer Hartkäse aus Rohmilch, aus der Region Franche Comté. Das Rezept des „Comté alt extra AOP” basiert auf dem bekannten Schweizer Gruyere und wurden von den Abteien in der Franche Comté modifiziert, so dass letztendlich der typische Comté-Geschmack entstehen konnte. Sehr lecker! Ich liebe es zu den Käsereien in den Hügeln zu wandern und dort etwas Käse und frische Butter einzukaufen und über die Herstellung zu staunen. 

Ein absolutes Highlight für mich ist der Markt in Bourg-en-Bress. Er ist sehr gross angelegt. mit einem arabischen Teil, einem Teil für innländische Produckte und einem Teil für die importierte Ware. (Die Franzosen nehmen die Trennung sehr ernst, und schützen die landeseigenen Produkte ganz klar). Dann ist da noch eine offene Halle wo die Kleintiere verkauft werden, Hühner, Enten, Gänse, Tauben und Hasen. Die geschlossene Halle für die Delikatessen und Kleinhändler ist sehr attraktiv und wirklich sehr französisch.

Ich liebe diesen Vielvölker-Markt. (Bourg-en-Bress ist auch eine Industriestadt und viele Algerier und Marokkaner sind hier angestellt und ein unverzichtbarer Bevölkerungsanteil der Stadt). Alles geht hier sehr gemütlich zu und her, kein Gehetze, kein Ärger und kein Gedränge. Die Leute nehmen sich Zeit und in der langen Schlange zu den Grilladen, wird miteinander gescherzt und geduldig gewartet - man ist ja freiwillig hier, meinte der Verkäufer lachend.

In der geschlossenen Halle gibt es die Landestypische-Leckereien, Kräuter, Eier, Käse, Geflügel, Weine, Most, Holzofen-Brot und heimisches altes Getreide. Hier sind auch die Bauern, die aus ihrem Garten ihre Schätze verkaufen. Die Muttchen sitzen da an einem alten Küchen-Tisch und verkaufen, was der Garten hergibt. Ich liebe das und plaudere sehr gerne mit ihnen. 

Im arabischen Teil geniesse ich es, den Frauen zuzuschauen, wie sie sich freudig begegnen und einander liebevoll das Gesicht streicheln. Sie stehen immer in Grüppchen zusammen und kichern und scherzen. In diesem Teil gibt es eine Menge Stoffe und Kleider, arabische Körperpflege-Produkte und man kommt aus dem Staunen kaum heraus.

Was mir seit Jahren immer wieder auffällt ist: Ich habe noch nie ein Kind weinen gehört auf diesem Markt. Nein, sie sind nicht besser erzogen, sie sind einfach freier und die Standbesitzer sind sehr légèr und tolerant mit ihnen. Da klettern die Kinder schon mal unter dem Stand  durch und erscheinen hinter der Ladentheke - doch das geniert hier niemanden und die Mütter holen die Sprösslinge langsam und sanft zurück. (Man kann es ja schliesslich mal probieren). Das Zurückholen  klappt auch meist, weil sie vom Händler eine Karotte bekommen oder ein Apfel. Ich habe auch noch nie eine Mutter gehört, ihr kleines Kind anzuschreien. Ich werde übrigens oft von meinen Besucher-Freunden gefragt, ob ich noch immer daran festhalte, dass es keine weinenden Kinder am Mark gebe? Bis anhin gewinne ich die Wetten immer und an Zufälle glaube ich nicht. 

Ach ja und da ist noch einer meine wichtigsten Werte, Zugehörigkeit. Das gibt es nicht gratis in Frankreich, da muss man sich schon bewegen und etwas tun. Ich singe in zwei Chören, Tanze gelegentlich in der Line-Dance-Truppe und wenn ich Glück habe, werde ich bei der Theatergruppe aufgenommen. Das Dazugehören hilft der Sprachertüchtigung und das ist sehr wichtig für mich. Die Franzosen glauben nämlich, dass sie der Nabel der Welt sind und sie sprechen deshalb kaum Fremdsprachen. Für mich aus der Schweiz kommend, kaum vorstellbar. Immerhin leben wir sehr gut mit vier Sprachen. Das heisst nicht, dass wir sie alle beherrschen, doch wir lernen in der Schule schon mal zwei Fremdsprachen und meist liegt eine Dritte drin, weil ein Familienteil aus dem Tessin oder dem Bündnerland dazu kommt. Dann ist Englisch in den höheren Schulen selbstverständlich. Es braucht viel Neugier und  das entdecken wollen, um in Frankreich glücklich zu werden.

Glück ist nicht von allem das Beste zu haben, Glück ist aus allem das Beste zu machen.

Ich finde es übrigens echt respektlos in ein Land zu ziehen und sich nicht um die Verständigung zu bemühen. Das geht nicht, finde ich. Ein paar Worte kann jeder lernen um sich mit dem Nachbar über’s Wetter zu unterhalten oder auf dem Markt die Bestellung ordentlich aufzugeben. Ich habe auch Mühen damit, wenn sich die Deutschen, die Schweizer und die Engländer mit ihren Landsleuten zusammenrotten und ihre Gemeinschaften bilden und sich abgrenzen. Oft hissen sie noch ihre Landesfahne vor dem Haus und lassen jeden wissen, woher sie kommen. So lernen sie auch die Landessprache nicht und bleiben Expats. Ich glaube man kann nicht einfach ein Stück Land an der Sonne kaufen, möglichst noch am  Wasser in einem anderen Land und der Rest ist einem egal.

Als ich in Spanien meine Zelte abbrach und meine Firma aufgab, da musste ich einige Male zurückfliegen um alles abzuklären. EasyJet ist so freundlich und fliegt von Genf Richtung Marseille und dann der Küste entlang nach Barcelona. Wunderschön und aus dem Fenster sieht man an der Küste all die Villen und vor jedem Haus ein Schwimmbad. Ok, das wünschen sich halt die Menschen die  nach Süden drängen. Doch was offensichtlich keiner zur Kenntnis nimmt ist, dass Spanien auch im Norden viel zu wenig Wasser hat und an diesem Wassermangel seit langem leidet. Jeden Morgen, sehr früh, kommen grosse Tankschiffe mit Wasser aus Marseille und bringen das Wasser nach Barcelona für die Touristen und die Küsten-Agglomeration. Das wissen die meisten Spanier gar nicht und die Ausländer möchten es nicht wissen. Und jedesmal, wenn ich dahinflog und aus dem Fenster schaute, war ich erstaunt, weil ich nie jemand in einem Schwimmbad sah - nie! Wir sind einfach seltsam in unseren Wünschen und der Erfüllung. Und langsam werden die Einheimischen madig und ich verstehe sie. Mallorca ist in der Zwischenzeit Deutsch und an den Küsten von Spanien brodelt es mächtig. Ich versteh den Unwillen der Spanier gut. 

Warum ich das hier erzähle? Es geht vor allem die BestAger-und HighAger an, die südwärts ziehen. Bitte seien sie achtsam und respektvoll, danke!

Doch zurück zu Frankreich wo es an den Küsten ähnlich ist und das schon länger. Nur, Frankreich ist gross, hat enorm viel Küste und bietet viel für Menschen, die sich eingliedern wollen und dazugehören wollen. Hier im Jura gibt es noch wenig Tourismus und die Zugewanderten geniessen grössten Teils die Eigenart der Jurassier. Alles ist irgendwie normal geblieben. Manchmal mucken auch die Franzosen gegen die Ausländer und ich sage ihnen dann; dass all die alten, wunderschönen Fachwerk- Fermes, von Schweizern als Ruinen gekauft und renoviert wurden - unter Heimatschutz-Regeln. Es sind meist Prachts-Stücke geworden. Aber ja, alles ist eine Sache der Balance. Und mal ehrlich: wenn alle Ausland-Schweizer zurück in ihr Land ziehen würden, würde es sehr, sehr eng in der Schweiz - noch enger!

Wir sind etwas Viele geworden auf dieser Welt und das fordert Toleranz und das Lösungen finden. Als mein Bruder mir als Kind, einmal sehr ernst sagte: Schwester, wir sind viel zu viele auf der Welt, wir sollten keine Kinder mehr haben! Da dacht ich - mein Gott, er ist so ein lieber Klugscheisser - mein Bruder! Nein, war er nicht. Wir sind sehr Viele geworden und wir müssen sehr acht geben wie wir das Gleichgewicht halten und die Regelungen richtig anwenden.

Übrigens leben wir hier im Jura an einem Knotenpunkt. Wir sind im Kanton Jura, gehören zu Franch-Compte, gehören jedoch auch zum Burgund  und zur Bress. Das macht das Leben hier spannend und vielfältig.

Z.B. Die Franche-Comté, Die Freigrafschaft war von 1956 bis Ende 2015 eine eigenständige Region, bestehend aus den Départements Doubs, Jura, Haute-Saône und dem Territoire de Belfort. Das finde ich spannend.

Wer gerne wandert, paddelt und Natur erleben will, ist in den drei Départements Doubs, Jura und Haute-Saône genau richtig.

Bis zum nächsten Mal! Ich wünsche ihnen eine gute Zeit! Norah

 

 

 

 

 

Weiterlesen »

Warum ich gerne Schweizerin bleibe! 3. Beitrag

Hallo und guten Tag,

ich werde oft gefragt, warum ich in Frankreich lebe und warum ich Schweizerin bleibe.

Dass ich mich entschlossen habe in Frankreich zu leben, hat den Grund, dass ich hier in Frankreich ein Ferienhaus hatte und mir nach vielen Auslandaufenthalte kein Leben in einer Stadt vorstellen konnte. Meine Bezugs-Städte in der Schweiz sind Zürich und Schaffhausen und da könnte ich mir ein Haus mit Garten nicht leisten, vermutlich auch keine Wohnung. Die Schweiz ist teuer und gut, wenn man das Geld auch dort verdient. Meine Art zu leben ist da leider nicht möglich für mich. Das Land ist klein und eng geworden und Boden kaum bezahlbar. Wenn ich dort zu besuch bin, fühle ich mich ein wenig wie in der Puppenstube.

Dennoch ich liebe es als Schweizerin geboren zu sein und meine Familie und ich haben der Schweiz viel zu verdanken. Auch dass ich meine drei Kinder in der Schweiz gross ziehen konnte, empfinde ich als grosses Glück. Sie konnten in gute Schulen gehen, studieren oder eine Lehre machen und ich fühlte mich als Alleinerziehende gut unterstützt. Ich konnte selbständig arbeiten in meiner Praxis in Schaffhausen und rund um die Schulzeiten der Kinder tanzen. Das war in meiner Zeit wichtig denn in der Schweiz assen die Kinder damals noch zu Hause und es gab noch keine Tagesschulen. 

Meine Tschechischen Grosseltern wurden ohne Wenn und Aber eingebürgert, als sie in die Schweiz kamen und der Einbürgerungs-Beamte meinte: Solche Leute nehmen wir gerne in unserem Land auf. Mein Grossvater strotzte vor Stolz. Mein Vater war durch und durch Schweizer und stammte aus einer alten Eisenbahner-Familie. Für ein so freiheitsliebender Mann, war es einfach gut in der Schweiz zu leben. Als er seine Frau den Eltern vorstellt, waren die zuerst nicht begeistert - eine Ausländern? Ja, eine schweizerische Tschechin, meinte mein Vater. Wir brauchen Blutauffrischung in der Schweiz und ich liebe sie!

Und damit kommen wir zu der "Direkten Demokratie" in der Schweiz - ein Segen wie ich finde. Gerade übernehmen Uruguay und Costa Rica das Modell. Vielleicht ist es besonders attraktiv für kleine Länder?  Auch besonders interessant für ein Land, was eine gut gebildete Bevölkerung will. Das hat auch mit unserer Tradition der Bildung zu tun, die in der Schweiz für jeden möglich ist. Pestalozzi lässt grüssen. Eine "Direkte Demokratie" verlangt auch etwas von den Bürgern, nämlich die Abstimmungen und das Engagement dafür. Ich kann nur abstimmen, wenn ich mich auch um die Sache kümmere, die Themen lese und mir eine  Meinung bilde. Wir sind jedoch auch als Auslandschweizer gut eingebunden in diesem Land und können auch Initiativen ergreifen.Wir werden gut informiert und top unterstützt von unseren Konsulaten und Botschaften! Stimmen wir nicht ab, bezahlen wir oder müssen uns abmelden. Ich finde das System mit dem vermehrten Mitspracherecht und des AHV-Systems sehr fair und stabil. Ich finde es sehr spannend, mit Frankreich zu vergleichen. In Frankreich, wo ich jetzt schon fast zehn Jahre lebe,  sind sehr viele Menschen unbeteiligt und uninteressiert. (Ich bin gerade daran herauszufinden, was die wirklichen Gründe dafür sind). Die Menschen hier treten vor allem auf, wenn es darum geht, gegen etwas zu demonstrieren. Doch Politiker haben in Frankreich einen völlig anderen Hintergrund als in der Schweiz und die Elite ist ein Urgestein und schwer zu durchdringen. Ich habe nirgends so viel Menschen in "Chômage", Arbeitslosigkeit gesehen, wie in Frankreich und das oft jahrelang. Vielleicht ist das eine Art von Protest - ich finde es sehr unfair! Ich verstehe nicht genau, mit welchen Hintertürchen sie das so lange tun können, aber sie tun es, und das recht selbstverständlich. Ich staune immer wieder, weil die Franzosen ja schon viel weniger Stunden und Jahre arbeiten als die Schweizer. Aber das wollen sie so - vorläufig -  und das muss man akzeptieren wenn man hier lebt.

Ich fühlte mich in der Schweiz immer sehr sicher, auch als Alleinerziehende wurde ich gut getragen. Ich wusste, dass wenn es einmal nicht mehr reichen würde und die Zeiten schwieriger würden, ich Unterstützung bekommen könnte. Gott sei Dank war ich nie arbeitslos, konnte auch meine Zweit-Ausbildungen alle selber bezahlen. Wir lebten immer an sehr schönen Orten zur Miete und die Schulen sind gut, gratis und für jedermann. Meine Kinder konnten alle ein Instrument lernen, Judo, Chor und Reiten war möglich und auch Ferien waren immer selbstverständlich.  Nur ansparen war für mich natürlich nicht drin, aber dennoch war es eine gelungene Sache und das liegt auch am Staat Schweiz, dem Bildungssystem und den fairen Möglichkeiten. 

Sicher gibt es auch schwierige Themen in der Schweiz. Ich finde z.B. dass wenn man ein neutraler Staat sein will,  man nicht  Waffen produziert und diese in Kriegsgebiete exportiert!  Das ist Doppelbödig für mich. Was die Banken anbelangt, hängt das auch mit unserem System zusammen, was den Reichtum der Welt anzieht, der in der Schweiz  deponiert wird. Ui, das ist ein schwieriges Thema, da schweig ich noch ein Bisschen oder eigne mir noch mehr Wissen an.

Seit 2013 ist die Armut stabil in der Schweiz - immerhin, das ist doch eine Errungenschaft. Ach ja und ab diesem Jahr bekommen die Rentner einen 13 Monatslohn, wie die Arbeitenden. Dafür haben die Schweizer mehrheitlich abgestimmt - DANKE!. 

Ich könnte z.B. ohne Problem in die Schweiz zurück und würde Sozialhilfe erhalten, weil meine Rente in der teuren Schweiz nicht zum leben reichen würde. Darüber müsste ich mir keine Sorgen machen. Doch wer will schon von Sozialgeld leben und abhängig sein? Ich bin anders erzogen und solange es hier in Frankreich mit meiner Schweizer-Rente geht, ist meine Welt ok. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich so viele andere Länder und Verhältnisse kenne und weiss, dass ich trotz meiner sehr kleiner Schweizer-Rente ein akzeptables Leben hier führen kann. Es ist eine Sache der Werte die ich leben will und in was genau ich das Glück suche.

Ich singe übrigens in zwei Chören, tanze gelegentlich in der Line-Dance-Gruppe mit, schreibe an meinem zweiten Buch über Adoption und versuche mich, in der Gemeinde einzubringen. Das machte es mir möglich, recht bald eine gute Alltags-Sprache zu beherrschen. Ich lebe nicht, wie ich das von Spanien kenne, in den Expat-Schweizer-Gruppen. Meine Freunde und Bekannten hier sind Franzosen und das finde ich ganz wichtig - denn - wie so oft in meinem Leben - will ich ja dazugehören. Ich habe das Glück meine alten Freunde aus der Schweiz, aus Spanien und der ganzen Welt behalten zu dürfen. Das ist sicher auch dem Internet zu verdanken! 

Die Welt ist zu Komplex für einfache Antworten, denke ich oft, wenn ich zu so vielen Themen gefragt  werde.  Wir sollten vor allem von einander lernen. Die Vielfalt von Europa ist so faszinierend, lebenswert und schützenswert. Doch Europa hat etwas lange geschlafen und den Rausch des "Gutgehens" genossen. Jetzt schrecken alle auf und versuchen nachzuholen. Die Folgen sind etwas beängstigen, jedoch hoffe ich, dass der Weckruf der Rechten etwas bewirkt und wir wieder an unseren Demokratien arbeiten und sie stabil halten.

Grundsätzlich hat sich der Charakter der Schweizer, während und nach dem Krieg stark geformt. Es ist die Besonnenheit, das lösungsorientierte Denken und trotz allem Reichtum, die soziale Fairness, die mich begeistert!

Etwas Interessantes zum Thema Lösungen finden: Die Schweizer waren z.B.in der Lage einen neuen Kanton zu gründen, als die Jurassier sich nicht mehr wohl fühlten in der Schwei. Eingeklemmt zwischen dem deutschsprachigen Bern und den französischen Kantonen wollten sie zu Frankreich gehören! Oh nein, meinten die Helvetier!  So ein Verlust konnte sich die kleine Schweiz nicht leisten und suchte nach Lösungen. Obwohl die Gegend als das Armenhaus der Schweiz galt, wollte man den Jura auf jeden Fall behalten. Viele Verhandlungen und Vorschläge mit den Schweizer Jurassier halfen schliesslich. Die Schweiz schlug vor, einen neuen Kanton zu bilden, mit eigener Kantons-Regierung. Das half und der Kanton Jura ist heute einer der reichsten Kantone geworden. Die Uhren- und Chip-Industrie hat sich dort niedergelassen, es gab genügend Personal im Jura und am 24. September 1978:  befand das Schweizer Volk, das heisst alle Kantone, per Abstimmung, 82,3%, dass der Kanton Jura eine gute Lösung sei und sie "Ja" zur Gründung des neuen Kantons Jura sagen konnten. Dies, indem sie einer diesbezüglichen Änderung der Bundesverfassung zustimmten, und damit dessen Schritt in die Souveränität am 1. Januar 1979 ermöglichten. Ich finde das eine bemerkenswerte Leistung! Es war eine echte Lösung, kein fauler Kompromiss.

Doch auch die Schweiz ist angreifbar von den Grossmächten und als Insel in Europe. Die Banken können nicht alles retten. Die fetten Jahre sind auch in der Schweiz gegeben, das wissen alle und arbeiten z.B. mehr als man in der EU arbeitet. Wir sind jedoch eng angebunden an die EU, wollen aber immer Eigenständig und Neutral bleiben. Das ist schon immer das Wichtigste für das Schweizervolk, eigentlich seit Wilhelm Tell! Hoffen wir, dass das so bleiben darf. Natürlich haben wir auch dunkle Kapitel der alten, vergangenen Zeiten, wie z.B.das Nazigold, das wir im Krieg horteten, die Verding-Kinder der Kriegsjahre und davor, die Beteiligung am Sklavenhandel durch Hintertürchen und die schreckliche Armut nach dem ersten Weltkrieg mit der Auswanderungswelle sehr vielen Schweizer, die  über den grossen Teich in neue Welten flohen. Wir mussten viel tun, dieses Image zu verbessern oder  zu heilen und vor allem zu klären und aufzuarbeiten. Doch das ist geschehen und geschieht noch immer.

So viel zu meiner Schweizer Bürgerschaft. Herzlich Norah

.

Weiterlesen »

Meine Gedanken zum Zeitgefühl, mein 2. Beitrag

Gedanken zur Zeit.

Ich finde es nicht eben bequem, mich mit der Lage der Welt zu befassen. Doch wir sind im Umbruch und es gibt zu tun und zwar für alle!

Doch wo reih ich mich ein in meinem Alter und im etwas Abseits lebend ein?

Ich habe einen Weg gefunden, wie auch ich etwas beitragen kann zu Weltgeschehen.

Ich arbeite seit über zwei Jahren, online, mit vier ukrainischen Therapeutinnen zusammen und unterrichte sie in Trauma-Bearbeitung in Kriegszeiten. (Das habe ich in einer meiner Ausbildungen gelernt). Sie haben mich angefragt, über die internationalen Chor-Verbindungen die ich pflege. Es geht darum, ihnen Möglichkeiten zu zeigen, wie sie Mütter, die nicht mehr schlafen können, weil sie ständig mit den Kindern in den Untergrund gehen müssen, helfen können zur Ruhe zu kommen. Wie man Soldaten unterrichten kann, sich vom Erlebten für für eine Zeitlang zu distanzieren, damit der Körper und die Seele für Momente wieder zu sich findet und sie sich wieder als Mensch fühlen können und für kurze Zeit das grässliche Geschehen loslassen dürfen. Das ist selbstverständlich keine Therapie, jedoch eine grosse Hilfe für den Moment! Wir nennen es "Trauma-Apotheke", ein Erste- Hilfe-Programm. Ich kann sie in Englisch unterrichten und sie übersetzen dann ins Ukrainische oder Russische für ihre Kolleginnen. Meine vier Frauen lieben den Lehrgang und verbreiten ihn bereits in Kiew und Odessa! Ich hoffe, ich werde sie eines Tages besuchen können, meine vier Engel! Wir sind sehr zusammengewachsen und irgendwie Schwestern geworden. Das alles Dank Internet! Ich bin froh, dass ich das machen darf!

Ich bin ein Nachkriegsglück wie meine Eltern mir sagten und ich habe viel und überall auf der Welt gegen Kriege demonstriert. Ich kenne die unheimlich tragische Geschichte meiner tschechischen Grosselter, deren Flucht und das hin- und hergeschoben werden von den Machtsüchtigen. Wir sagten doch und wollten immer: "Nie wieder Krieg", doch wir stecken wieder überall mittendrin. Wie konnten wir so schnell vergessen und im Gutgehen schwelgen? Ich habe viele Jahre lang in meiner Arbeit gelernt Lösungen für Konflikte zu finden statt Kompromisse, zu machen, (die immer faul sind). Und trotz der heftigen Zeit, die wir gerade erleben, weiss ich, die Welt braucht jetzt glückliche Menschen!  Menschen die tragen können und heilen helfen wollen. Ja, ich gehöre zur Menschheits-Familie und meine Aufgabe ist es, zu verbinden nicht zu trennen. Wir werden einige Herausforderungen durchleben müssen, sagt mir mein Bauch. Wenn wir Demokratie leben wollen, müssen wir uns bewegen! Demokratie ist eines der grössten Geschenke, das wir nach dem Krieg errungen haben - wir sollten daran arbeiten und die Chancen nicht verschlafen. Wir sind träge geworden im "Gut-geh-Rausch" Für eine Demokratie braucht es alle, auch die HighAger! Ich bin sehr geprägt von der Schweiz, was Demokratie anbelangt und ich weiss, das ist Arbeit, Engagement, Achtsamkeit und Demokratie-Bildung.

Ich weiss, dass Grosseltern z.B. eine sehr wichtige Aufgabe haben bei den eigenen Enkeln, aber auch  bei den Kindern von Freunden, Nachbarn und in Schulen. Als Aufgabenhilfen und Bastelkomplizen spielen sie eine wichtige Rolle. Grosseltern die zuhören können, die Zeit haben zu erzählen, zu erklären und die den Kleinen neue Perspektiven zeigen im Spiel und in der Natur. Grosseltern die den Jugendlichen die Demokratie erklären und sie mit-vorbereiten auf die komplexe Welt. Lassen sie sich diese Chance nicht vertrödeln und seien sie sich nicht zu gut oder zu alt für diese Aufgabe. 

Und wir erwachsenen HighAger? Wir sollten uns viel Zeit in der Natur leisten, in der Stille und Auszeiten von Handy, Internet und Fernsehen nehmen, weil uns das taub macht und abstumpft. Wir brauchen sie, liebe" HighAger", beweglich, wach und offen für die neuen Zeiten die da kommen!

Norah für sie!

Warum ich immer stolze Schweizerin bleiben werde, erzähle ich nächstens....... auch über das Grosseltern sein.......

 

Weiterlesen »

Dies ist mein erster Beitrag

Guten Tag!

Hier ist also mein Nest und es versteht sich von selbst, dass es einem hier nicht langweilig wird. Jetzt ist es Januar, bitterkalt und ich bin froh, habe ich im Sommer genügend Holz angelegt - ich werde es brauchen. Mit mir sind noch drei Hühner, Elsa, Erika und Emma und die zugelaufenen Katzen Rico und Elvis. Mäuse sind genug da und so schauen auch Nachbars - Katzen vorbei. Frankreich ist bemüht,  alle Katzen zu kastrieren, was es tatsächlich einfacher macht, denn wohin sollte man mit all den Katzenbabys - keiner will sie. Und, meine Katzen sind z.B. keine Stubenhocker! Die wollen zum nächtlichen Katzenplausch ohne Folgen.

Was macht eine "HighAgerin" im Winter, abgelegen am Waldrand mit Ofenheizung, im nicht unterkellerten Haus? Entweder verflüchtigt man sich in den Süden über den Winter oder man legt sich Aufgaben zu. Ich schreibe diesen Winter an meinem zweiten Buch über Adoptionen und eben diesen Blog. Ich finde eine Adoption ist eine Liebesgeschichte und dringend wichtig in unserer Zeit. Ich gehöre ja zur Menschheits-Familie und die darf sich sehr wohl auf irgend eine Weise um die Zurückgebliebenen kümmern.

Natürlich braucht dieses Haus viel Pflege. Es muss immer etwas repariert, gestrichen, gepflanzt und geschnitten werden. Ich mach das gerne, doch seit mein lieber Nachbar und Freund, ebenfalls 80, von der Leiter gefallen ist und Arm und Rücken gebrochen hatte, bin ich sehr viel vorsichtiger geworden. Es geht ihm, Gott sei Dank, wieder gut, jedoch haben wir uns gegenseitig versprochen, dass wir das Leiter steigen besser sein lassen. Er überlässt es den Kindern und ich meinen "Sommer-Engeln".

Das bringt mich dazu, Ihnen mein Sommer- High-Light nahe-zu-bringen! Ich hatte vor zwei Jahren gesundheitliche Probleme und nach Spital-Aufenthalten und Muskelverlust merkte ich,  ich schaffe das Roden, das Bäume Schneiden, das Abtransportieren und das Jäten zur Zeit nicht mehr alleine. Ich fand eine Seite im Internet " Holliday4Help" und meldete mich dort an. Hier kann man sein Bedürfnis inserieren und Interessierte können dann in die Ferien kommen, kriegen ein Zimmer und gute Kost. Dafür arbeiten/helfen sie 4/5 Stunden pro Tag. Da ich früher eine zeitlang B&B machte, bin ich eingerichtet für Gäste.

Kurz nach der Aufgabe des Inserates, kamen die ersten Zuschriften und ich war sehr erstaunt über die freundlichen Angebote, die ich bekam. Kurz: Ich verlebte einer meiner schönsten Sommer! Es kamen so freundliche  Männer und Frauen und sie setzten sich ein, um meine "Todo-Liste" zu verkürzen .Es kamen Schüler, Manager, Lehrer und  Pensionierte, alles Menschen, die eine sinnvolle Auszeit mit Bewegung und einem Zuhause wollten/brauchten. Viele lauschige Abende, mit Grillen, Baden am nahen See, Diskutieren, Mond gucken, Musik machen und gutem Essen geniessen. (Ich koche gerne). Zusammenfassend, ein total geglückte Aktion. Nachmachen erlaubt, bitte genaue Bedürfnisse beiderseits vorher klären!

Bis bald, zu anderen Highlights und Einsichten im HighAge-Leben von Norah.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Norah

 

 

Weiterlesen »

Dem Leben Richtung geben! 8.Beitrag

 

Ich befasse mich seit über 40 Jahren mit dem Thema „Ziele und Visionen”. Damit lässt sich das „Jetzt” besser leben! Ohne Ziele und Visionen wäre ich im Leben oft verloren gewesen. (Darüber später noch mehr) Heute nenne ich es „Richtung geben, Visionen, Missionen, Berufung und Sinn erleben”

Das Wort Ziele wurde im Business sehr abgenutzt und wurde ein sehr forderndes Wort was leider Druck macht und oft falsch verstanden wird.

Ich möchte Menschen in Pension oder kurz davor aufwecken sich um ihre Zukunft zu kümmern. Es ist nicht nötig in das bekannte tiefe Loch zu fallen, weil der strukturierte Alltag sich verändert hat. Am Anfang mag es herrlich sein auszuschlafen, die Beine hochzulagern, zu reisen und einfach mal zu tun was man im Moment will. Doch bald stellen sich Sinnfragen ein und Fragen, wie werd ich zufrieden und glücklich in der Zukunft, was will ich noch erleben in der Zukunft, wo kann ich zugehörig sein und sinnvoll wirken. Wie will ich diese Erde verlassen?

Wenn wir Ziele, Visionen und Missionen leben wollen müssen wir das so gut und gültig vorstellen, dass das Unterbewusste und der ganze Körper weiss, was genau ich willst. Als Vorstufe gilt das Verständnis der fünf Sinne. Dazu eine kleine Anleitung.

Wir leben voll, wenn wir mit allen fünf Sinnen leben. Das wird uns leider selten nahegebracht. wir können Dinge sehen, hören, fühlen riechen und schmecken. Leider sind wir völlig fokussiert worden durch Internet Fernsehen ect im visuellen Bereich. das Hören ist auch entwickelt worden, doch sehr einseitig. Kaum einer kann noch die Vögelstimmen hören und unterscheiden. Das fühlen ist innerlich vorhanden, doch das taktile Fühlen ist nicht mehr wirklich geübt. Über etwas streichen und die Textur fühlen, einen Baum berühren und die Rinde wahrnehmen,Wasser bewusst fühlen und wahrnehmen, das alles konnten wir einmal als Kinder, doch im Alltag gingen diese Dinge weitgehend verloren. Ebenso geht es dem bewussten Riechen und Schmecken. Mir kommt es so vor, wie wenn wir nicht voll, sondern verschleiert leben.

Ich habe eine tolle Übung  für sie um die verlorenen Sinne zu fördern.

Am Montag gehen sie z.B. mit den Augen spazieren. Schauen sie ganz bewusst die Dinge an, die ihnen begegnen. Gehen sie ruhig in die Details und nehmen sie auch Distanz und Nähe war. Farben detailliert wahrzunehmen ist sehr erstaunlich. Gehen sie in einen Stoffladen und lassen sie sich überraschen von der Farbenpracht. Vielleicht kommen Wünsche in ihnen hoch, wie, und mit welchen Farben sie Ihr Zimmer einrichten könnten. Oder gehen sie auf einen Blumenmarkt und stellen sie einen Strauss zusammen in ihren Lieblingsfarben. Oder kennen sie die Lieblingsfarbe ihrer Partnerin?

Am Dienstag gehen sie auditiv, also mit den Ohren spazieren und versuchen ganz detailliert zu hören. das ist sehr spannend und gelingt besonders gut in der Natur. Setzen sie sich einfach im Wald hin und schliessen sie die Augen und hören einfach zu wie der Wald klingt. Sie werden überrascht sein, was sie mit der Zeit alles hören.

Am Mittwoch gehen sie mit den Gefühl spazieren! Sie berühren alles was Ihnen begegnet und sie nehmen über den Tastsinn alles war was ihnen begegnet. Versuchen sie einen Bogen zu machen zum inneren Fühlen. Was löst das äussere Fühlen im Inneren aus. zB, wenn ich meinen Woll-Pullover bewusst anfasse, erinnere ich mich an meine Schafe und das in die Wolle der Schafe fühlen. Das ist eine warme, leicht fettige Erinnerung vom Lanolin in der Wolle. Dazu kommt die Erinnerung an ihre Schnauze und das Lecken, wenn ich ihnen Körner brachte.

Gesamthaft, eine wunderschöne gesamthafte Erinnerung, weil noch das Meckern dazukommt. 

Am Donnerstag kommt Das Olfaktorische/Riechen dran. Auf ihrem Spaziergang gibt es fiel zu riechen, bewusst riechen. Das fängt schon zuhause an, mit dem Geruch des Morgenkaffes, dann die Kleider und Schuhe die ihren Geruch tragen. Draussen werden sie hundert Dinge finden die riechen, Blühten, Zweige, Tannennadel die sie in der Hand zerreiben, eine Hand voll Erde, Laub, Pferde, wenn sie an einer Weide vorbeigehen, der Regen falls er auf die Strasse fällt, 

Das Parfüm ihre Freundin die sie auf der Strecke begegnen, das Brot, wenn sie an der Bäckerei vorbeilaufen, der Abzug der Nachbarin die schon beim Kochen ist. Wenn sie auf einen Markt gehen ist das Geruchserleben sehr intensiv. Nehmen sie die Dinge in die Hand und riechen sie daran. Das ist ein wichtige Test  für die Frische von Gemüse. Auf einem Spanischen oder Marokkanischen Markt werden sie die Frauen immer am Riechen sehen. Sie sind noch viel Näher an den Sinnen als wir. Oft will die Frau auch schmecken und der Verkäufer gibt der Frau ein Stück zum schmecken. Das ist einsüdlichen Ländern noch sehr aktuell.

Am Freitag schliesslich werden sie die Welt über die Zunge wahrnehmen. Heute geht es darum zu schmecken und das heisst, die Dinge in den Mund zu nehmen und bewusst zu schmecken. Finden sie heraus was bitter, süss, salzig, sauer und scharf ist. Das sind wunderbare Entdeckungen, besonders wenn sie das einmal ganz bewusst machen und die unterschiede im Detail wahrnehmen. Ein ganz tolles Erleben.

Das war sicher eine spannende Woche und ich hoffe, sie haben eine genauere Beziehung zu ihren Sinnen bekommen.

Wir nennen die Sinne zusammengefasst:    VAKOG:

- Visuell

- Auditiv

- Kinästhetische/Fühlen

- Olfaktorisch/Riechen  

- Gustatorisch/Schmecken

Sie finden gute Literatur über unsere Sinne, vor allem im NLP, was sich intensiv mit unseren Sinnen befasst.

Ich hoffe ich konnte sie animieren auf dieser Reise durch die Sinne.

Um es zu vervollständigen sei noch gesagt, dass die Menschen meist einen bevorzugten Sinn haben. Das ist spannen, das herauszufinden, denn so kann man die Menschen besser und direkter ansprechen. Ich habe das Glück drei verschiedene Töchter zu haben. Ich wusste also genau, dass wenn ich meine Grosse ansprechen will, ich das Kinästhetisch machen muss. Mein Sandwich-Kind war sehr Auditiv und die Jüngste sehr Visuell. So wusste ich wie ich artikulieren musste um verstanden zu werden. Mein Bruder eine Mischung aus Kinästhet und Visuell war ein super Übungs-Mensch für mich. Wollte ich ins Kino mit ihm, sagte ich ihm z.B. Peter, lass uns in’s Kino Apollo gehen, Da hat es weiche rote Samtsitze und genügen Beinfreiheit. (Er ist fast 2 mt).

Ich freue mich auf ihre Entdeckungen und vor allem auf das Leben mit allen fünf Sinnen. 

Ich werde mehr über das Thema schreiben und über sinnvolle Lebenspläne im Alter!

Norah für sie.

Die Bedeutung von Zielen und einer Vision

"Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?", fragt Alice.
"Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst", antwortete die Katze.
"Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig", sagte Alice.
"Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst", meinte die Katze.
"Hauptsache, ich komme irgendwohin", ergänzte Alice.
"Das wirst du sicher, wenn du lange genug gehst", sagte die Katze.

Auszug aus dem Kinderbuch "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll.

Na ja, sie werden ja im Alter nicht mehr herumirren wollen! Weshalb es ganz sinnvoll ist zu wissen, wohin man will, was man erleben will, wie man sich fühlen will und mit wem man das alles will. Das, warum man seine Zukunft gestalten sollte, damit man keine Zeit mehr verschwendet für das herumirren.

Ich habe meinen Klienten immer empfohlen erst mal zu überlegen wie sie auf den fünf Lebensebenen überhaupt leben wollen, bevor sie einen Lebensplan erstellen

Meine persönliche Eben - heisst ich mit mir!                                                    

Wie will ich das leben und gestalten? Wie geht es mir wenn ich gut klar mit mir komme und Freude hab auch alleine zufrieden zu sein.

Meine Du-Ebene - heisst ich mit einem Partner, einer Partnerin!                                          

Wie geht es mir, wenn ich mit meinem besten Freund, meiner besten Freundin, meinem Partner, meiner Partnerin so richtig gut klarkomme, wir Gemeinsamkeiten geniessen, Pläne schmieden und einander einfach gut tun.

Meine Familien - Ebene - heisst wie hab ich es mit meiner Familie!

Wie soll es mir mit meinen Familienmitgliedern gehen? Mit den Kindern, Geschwistern, Verwandten? Wie will ich das leben und geniessen, was genau will ich mit ihnen erleben? Oder, manchmal auch, wie will es klären und bereinigen?

Meine Soziale- Ebene - heisst wie will ich sozial eingebunden sein!

Wo will ich zugehörig sein, wo mich engagieren? Verein, Club, Sport Nachbarschaft, Politik, soziale Organisationen? Wie will ich das leben, gestalten, geniessen und mein Können, Wissen, meine Begabung weiter geben?

Meine Berufs resp. Berufungsebene - heisst, was will ich beruflich noch erledigen. 

Wie will ich meine Berufung leben. Z.B. Fotografieren, ein Buch schreiben, Kurse in meinem Hobby organisieren und etwas weitergeben. Mich in einem Hilfsdienst engagieren, Kindern Nachhilfe geben, mit Ihnen Basteln oder wandern gehen, sie zu Ausstellungen nehmen, ihnen aus ihrem Leben erzählen und all ihre Fragen beantworten, die sie haben.

Es ist sehr spannend, das einmal aufzuschreiben um sich klar zu werden über die Fülle eines Lebens im Alter.

Und natürlich sollten sie das aufschreiben und immer wieder mal die Augen schliessen und die Szenen vor sich sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken.

Das ergibt ein vollwertiges Bild ihrer gewünschten Zukunft. Viel Spass dabei.

Und wir machen dann natürlich weiter mit der sinnhaften Lebensplanung im Alter.

Norah