

Inkontinenz, Blasenaufhängung, Training und Akzeptanz.
Heute wage ich mich an eines der Tabus, welches wir älteren Menschen tragen. Die Inkontinenz!
Doch wir sind ja hier auf diesem Blog, um über das gut altern zu reden, da gehört das einfach dazu!
Na ja, das ist nicht für jede Person bequem, darüber zu reden, jedoch nötig, damit es normal wird. Dazu müssen wir einige Sachen ernst nehmen und uns selber helfen wie z.B. mit der Unterleibsgymnastik. Wir Frauen die geboren haben, kennen das schon. Doch auch die Männer können viel tun um die Inkontinenz hinauszuschieben und das lohnt sich.
Ich bin froh, dass man heute darüber reden kann, ohne mit befremdlichen Reaktionen rechnen zu müssen. Wir wollen älter werden, also müssen wir ein paar Dinge akzeptieren lernen.
Dazu kommt, ich habe ja so viele Jahre lang Windel gewechselt, Popos geputzt, dass ich es einfach zum Anfang und zum Ende des Lebens rechne. Bei unseren Kleinen ist man ja auch nicht geniert oder genervt über das Windel wechseln zu reden im Gegenteil und Gott sei Dank müssen unsere Kleinen nicht mehr zu einem besonderen Zeitpunkt „sauber” sein. Alles hat seine Zeit!
Also ich beziehe mich mal auf meine eigenen Erfahrungen.
Ich hatte vor Jahren in Spanien einen schweren Autounfall. Ein betrunkener Engländer wusste nicht mehr, auf welcher Seite er zu fahren hat. Ich sah ihn kommen, konnte jedoch nicht ausweichen - auf meiner rechten Seite war der Fluss Ebro. Durch den starken Aufprall, bekam ich des Lenkrad in den Bauch und da kam dann so einiges in Unordnung in meinem Bauch, eben auch die Blase.
Im Spital kümmerte man sich rührend um meine Kopfverletzungen, die Schäden im Unterleib wurden leider irgendwie falsch beurteilt. Die Wunden am Schädel, haben sie allerdings super hingekriegt. Doch ab da hatte ich dauernd Blasen-Infektionen und Schwierigkeiten beim Toilettengang. Hier in Frankreich wurde dann festgestellt, dass die Blase sich verschoben hatte. Ich musste ab da mit Katheter urinieren und später, so prognostizierten sie mir, vielleicht einen Sack am Bein tragen, als Urin-Auffänger. Ich war ordentlich schockiert und fragte nach einer OP. Nein, sagte man mir, in diesem Alter machen wir das nicht mehr! Ok, das bekam ich von einem jungen, arroganten, genervten Urologen gesagt! Ich versuchte zwei Jahre lang mit der Sonde zu leben, aber das war ein so grosser Einschnitt in mein Leben, das wollte ich nicht mehr. Ich war weitgehend ans Haus gebunden und verlor meine Kontakte und das sozial Eingebunden sein und mein Antibiotikum-Konsum wurde auch nicht weniger..
Ich las sehr viel über das Thema und war entsetzt, dass mir eine OP verweigert wurde. Ich forderte bei meiner Hausärztin eine Zweitmeinung ein und eine Überweisung in eine andere Klinik. Das half! Sie sagte mir, dass ihr Uni-Professor solche OP machen würde, allerdings in Dole, 1.5 Std. entfernt. Ich meldete mich sofort in der Klinik in Dole und der sehr freundliche Urologe dort meinte, dass es eine völlig normale OP sei, besonders nach einem Unfall dringend nötig und dass er das selbstverständlich tun würde! Er meinte, dass es gerade in diesem Alter wichtig sei, solche Defizite zu regeln. Allerdings wäre die OP bei mir, durch den Unfall, etwas schwieriger, weil die Blase zurück verschoben werden müsse, an den ursprünglichen Ort. Dann würde sie mit einem Band am Gewebe der Wirbelsäule festgebunden. Das würde ein sehr gutes Resultat ergeben.
Soviel zu seiner ärztlichen Einschätzungen, so ganz anders als der junge Urologe sie machte. Ich wurde operiert, alles lief sehr gut und seither hatte ich nie wieder eine Infektion, keine Sonde mehr und ein völlig normales Leben ist möglich. Wenn man bedenkt, dass ich ohne diese OP, ein Leben lang Antibiotika hätte einnehmen müssen und eine Sonde tragen müsste, ist das schlicht verantwortungslos, es nicht zu operieren. Man sagte mir allerdings, dass ich vermutlich irgendwann Inkontinent werde und dass man das dann, wegen der OP-Technik, nicht mehr behandeln könnte. Ok, alles kann man ja nicht immer haben! Ich bin jetzt, mit achtzig Jahren, langsam inkontinent geworden, aber durchaus in Massen und für mich absolut kein Problem. Ich habe schon sechs Jahre gewonnen durch diese OP und ich weiss, das das trainieren der Verschliess-Muskeln ein Muss ist. So trainiere ich jetzt jeden Morgen mit dem Schmetterlings-Trainer zwischen den Oberschenkeln, bevor ich aufstehe. Ich tu es einfach, wie Zähneputzen oder andere Rituale. Und ich bin sicher, es hilft! Ich habe mich entschlossen, waschbare, weiche Stoff- Einlagen zu tragen, um den vielen Abfall zu vermeiden und dem Plastik-Exzess entgegen zu wirken. Wegwerfbar kommt für mich nur in frage, wenn ich ausser Haus übernachte. Da will ich kein Aufsehen machen und da will ich auch keine Einlagen waschen müssen. Ansonsten bin ich glücklich mit den Stoffeinlagen und heute wo jeder ein Waschmaschine hat ist das problemlos machbar. Wenn man dann einmal die Richtigen Stoffeinlagen gefunden hat, ist es einfach normal.
Wichtig ist für mich ist, dass ich angefangen habe, mit meinen Freundinnen darüber zu reden. Über ihre Erfahrungen und Lösungen und das, was sie so tun und lassen bei Inkontinenz. Das war für mich und für sie, sehr aufschlussreich.
Zwei meiner Freundinnen sind auch operiert, wegen früher Inkontinenz und sie sind seit der OP völlig beschwerdefrei und ohne Inkontinenz. Eine dritte Freundinnen wurde zwei Jahre nach der Blasenanhebung Inkontinent und konnte das bei einer kleinen Zusatz-OP mit einem Bändchen regeln. Also auch kein Problem.
Das sind also Optionen, die man wirklich auf sich nehmen kann. Wir müssen aufhören, alles lästig zu finden, denn es ist normal in einem gewissen Alter und wir haben heute sehr gute Möglichkeiten!
Denken wir nur daran, wie locker die Menschen heute einer Knie-oder Hüft-OP zustimmen! Wie wir heute lernen und wissen, meist völlig unnötig. Es hätte vielleicht gereicht, das richtige Trainingsprogramm anzuwenden, Gewicht zu verlieren und die richtige Ernährung einzunehmen. Aber man macht uns weise, dass der Verschleiß der Gelenke völlig normal wäre und somit eine OP unausweichlich sei. Nein, das ist es nicht in jedem Fall! Jedoch darüber sollten sie sich dringend sehr gut informieren, bevor sie eine solche OP eingehen, denn heute ist das auch eine Frage der Ernährung und der wichtigen Zusatzunterstützung wie z.B.Vitamin D.
Ok, so ist es auch mit der Beckenboden-Muskeln. Bewegen sie sich, es gibt so tolle Hilfsmittel heute und wenn wir so viel älter werden wollen, als unsere Vorfahren, dann geht das nicht, ohne eigene Unterstützungen.
Es war mir bis heute leider nicht möglich, mit Männern über Inkontinenz zu sprechen. Ich lebe auf dem Land, hier sind die Menschen sehr konservativ und Männer tun leider immer noch so, als wäre bei ihnen alles ok. Sie tragen z.B. auch keine Hörgeräte, wenn es Zeit ist und die Brille kommt nur auf die Nase, wenn das Lesen nicht mehr anders geht oder der Führerschein entzogen wird, wenn sie keine Brille tragen beim Fahren. S C H A D E!
Ich hoffe, dass sich die Offenheit auch für Männer etabliert. Das wäre wichtig, nötig und hilfreich.
Soviel zu diesem "unbequemen" Thema!
Norah für Sie
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