Was ich an Frankreich liebe, 4.Beitrag

Veröffentlicht am 24. Januar 2025 um 12:07

Was ich an Frankreich liebe!

Frankreich ist das Nachbarland der Schweiz und ist doch so anders. Ich geniesse das und es lebt sich in vielen Belangen sehr gut hier, andere Belangen sind eine machbare Herausforderung. Doch ich bin ja lernbereit und auch geübt mit der Andersartigkeit umzugehen. 

Um es vorweg zu sagen; Frankreich ist sehr geeignet für HighAger!

Frankreich im Ganzen:

Stil, Charme, Eleganz, Genuss und Leichtigkeit assoziieren wir mit unseren europäischen Nachbarn. Frankreich hat viel Abwechslung zu bieten. Mit seiner Vielfalt von herrlicher Natur der Bergwelt, über pulsierende Metropolen bis hin zu mondänen Küstenorten am Mittelmeer.

Die Franzosen sind für ihre Kunst zu leben, das Savoir-Vivre, bekannt. Sie gelten als Lebenskünstler und Genießer, was sich besonders im kulinarischen Bereich zeigt. Sie verstehen es, Wein und gute Speisen zu zelebrieren. Und auch sonst sind sie sehr begeisterungsfähig und halten zusammen, wenn es um ihr Land geht.

Frankreich hat ein reiches kulturelles Erbe. Die französische Literatur begann im Mittelalter und das Land hat eine lange Geschichte in den Bereichen bildende Kunst, Musik und Tanz. Das Kino z.B. nimmt im kulturellen Leben des Landes einen wichtigen Platz ein. Wir haben hier in St.Amour jedes Jahr im Februar seit 16Jahren das Filmfestival der „Liebesfilme”. Echt Genial! Wir gucken uns tatsächlich zwei Wochen lang, täglich 1-3 Mal Liebesfilme an und schwelgen danach an der langen Bar und sehen einander endlich wieder einmal. Die Filme kommen aus der ganzen Welt und werden danach immer besprochen - das finde ich einfach Klasse. Ich wusste ja wirklich nicht, dass es so viele Liebesfilme gibt. Viele Zuschauer kommen aus dem Ausland, nur wegen dem Festival und die Hotels müssen öffnen und die Zimmer aufwärmen. 

Seit mehr als 30 Jahren ist Frankreich das beliebteste Reiseziel der Welt. Im Jahr 2019 kamen 90 Millionen Touristen aus dem Ausland nach Frankreich, um sein vielfältiges Natur- und Architekturerbe zu entdecken und seine überall in der Welt bekannte Lebensart und Gastfreundschaft zu geniessen.Die französische Küche ist auf der ganzen Welt bekannt und beliebt, ebenso wie der im Land produzierte Wein, Champagner und die Spirituosen. Pilze sind ein weiters Herbst-Hoch in Frankreich. Die Wälder sind selten so attraktiv und bemenscht wie im Herbst.

Frankreich im Speziellen:

Wie in jeder neuen Umgebung muss man sich auch in Frankreich mit einigen Herausforderungen auseinandersetzen, insbesondere bei Verwaltungsaufgaben! Aufgrund von Sprachbarrieren der Einwanderer und mangelnder Vertrautheit mit dem System, kann die Bewältigung dieser Aufgaben für Expats schwierig sein. Doch ich habe das, wenn ich ehrlich bin, eigentlich überall auf der Welt erlebt. Hier in Frankreich  vielleicht etwas intensiver, weil gerade die Umstellung auf das Internet für die Franzosen schwierig ist. Z.B. für die Umschreibung meines Führerscheines von Spanien, EU, nach Frankreich, EU, brauchte es mehr als zwei Jahre und unendlich viele Besuche der verschiedenen Büros und Behörden. Z.B. müssen alle Anfragen unter dem Mädchennamen gemacht werden, was für mich völlig neu war. Nach der Umstellung auf Internet sind keine Büros mehr erreichbar und man kann sich sehr verloren fühlen. Mindestens kenne ich dieses Prozedere  jetzt genau! Anderes Beispiel: Der Verkauf meiner wunderschönen, einzigartigen Royal-Enfield, Schwarz-Gold, mit Seitenwagen, mit spanischen Kennzeichen, gab es keine Lösung, obwohl ich das Gespann in Österreich, ebenfalls EU-Land, gekauft habe und ohne Probleme nach Spanien exportieren und dort immatrikulieren konnte. Bevor ich an meinen Versuchen mit den franz. Behörden verzweifelte, verkaufte ich das Prachts-Stück in die Schweiz. Das ging wizigerweise problemlos. Ich dachte ich bin doch in Europa, in der EU???, in diesem verheissungsvollen Verbund. Leider ist es in Frankreich echt Lebensgefährlich, mit so einem Gefährt in der Gegend herumzufahren. Der Fahrstil der Franzosen ist - na ja, sagen wir mal etwas schluderig. In den spanischen Bergen, wo ich lange lebte und das Motorrad-Fahren von "alten Hasen" gezeigt bekam, da war das sehr anders und sehr respektvoll. Die spanischen Menschen freuen sich an solchen Kultobjekten und besonders die Frauen kommen sofort, wenn man irgendwo anhält und fragen: "Kann ich das als Frau auch lernen"? Ja, man kann und es ist ein ganz grosser Genuss, sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen. Gespann-fahren ist für Geniesser, nicht für Schnellfahrer. Meine jüngste Tochter genoss es, im Seitenwagen mit mir gemütlich in die Berge oder ans Meer zu fahren. Nein, das EU-Leben ist viel komplizierter als man glauben mag und kann einem gelegentlich an die Nieren gehen. Und genau daran leidet Frankreich heute auch in der Politi, (aber darüber reden  wir vielleicht ein anders Mal - ich bin ja auch Gast hier). Ich habe in meinem Haushalt z.B. drei Systeme Kabel/Stecker! Die Schweizer - ok, die haben drei Dornen am Stecker. Die Spanier haben dickere Dornen und passen deshalb nicht in die französischen Steckdosen. In Frankreich, ohne Verbindungs-Stecker, geht wenig. Eben EU, wohlverstanden. Doch wer sich über solche Dinge ärgert, der bleibt besser zuhause. Mein Rat: Akzeptieren oder Lösungen finden, Prioritäten setzen, oder gar nicht erst kommen.

Ich lebe im französischen Kanton Jura, in einer sehr ländlichen, landwirtschaftlichen Gegend. Ich liebe die Hügel, die Weite, die vielen Seen und die etwas eigensinnigen Bewohner. Hier wird viel Käse gemacht vor allem der Comté, der Morbier und viele Ziegen und Schafkäse. Comté ist ein Französischer Hartkäse aus Rohmilch, aus der Region Franche Comté. Das Rezept des „Comté alt extra AOP” basiert auf dem bekannten Schweizer Gruyere und wurden von den Abteien in der Franche Comté modifiziert, so dass letztendlich der typische Comté-Geschmack entstehen konnte. Sehr lecker! Ich liebe es zu den Käsereien in den Hügeln zu wandern und dort etwas Käse und frische Butter einzukaufen und über die Herstellung zu staunen. 

Ein absolutes Highlight für mich ist der Markt in Bourg-en-Bress. Er ist sehr gross angelegt. mit einem arabischen Teil, einem Teil für innländische Produckte und einem Teil für die importierte Ware. (Die Franzosen nehmen die Trennung sehr ernst, und schützen die landeseigenen Produkte ganz klar). Dann ist da noch eine offene Halle wo die Kleintiere verkauft werden, Hühner, Enten, Gänse, Tauben und Hasen. Die geschlossene Halle für die Delikatessen und Kleinhändler ist sehr attraktiv und wirklich sehr französisch.

Ich liebe diesen Vielvölker-Markt. (Bourg-en-Bress ist auch eine Industriestadt und viele Algerier und Marokkaner sind hier angestellt und ein unverzichtbarer Bevölkerungsanteil der Stadt). Alles geht hier sehr gemütlich zu und her, kein Gehetze, kein Ärger und kein Gedränge. Die Leute nehmen sich Zeit und in der langen Schlange zu den Grilladen, wird miteinander gescherzt und geduldig gewartet - man ist ja freiwillig hier, meinte der Verkäufer lachend.

In der geschlossenen Halle gibt es die Landestypische-Leckereien, Kräuter, Eier, Käse, Geflügel, Weine, Most, Holzofen-Brot und heimisches altes Getreide. Hier sind auch die Bauern, die aus ihrem Garten ihre Schätze verkaufen. Die Muttchen sitzen da an einem alten Küchen-Tisch und verkaufen, was der Garten hergibt. Ich liebe das und plaudere sehr gerne mit ihnen. 

Im arabischen Teil geniesse ich es, den Frauen zuzuschauen, wie sie sich freudig begegnen und einander liebevoll das Gesicht streicheln. Sie stehen immer in Grüppchen zusammen und kichern und scherzen. In diesem Teil gibt es eine Menge Stoffe und Kleider, arabische Körperpflege-Produkte und man kommt aus dem Staunen kaum heraus.

Was mir seit Jahren immer wieder auffällt ist: Ich habe noch nie ein Kind weinen gehört auf diesem Markt. Nein, sie sind nicht besser erzogen, sie sind einfach freier und die Standbesitzer sind sehr légèr und tolerant mit ihnen. Da klettern die Kinder schon mal unter dem Stand  durch und erscheinen hinter der Ladentheke - doch das geniert hier niemanden und die Mütter holen die Sprösslinge langsam und sanft zurück. (Man kann es ja schliesslich mal probieren). Das Zurückholen  klappt auch meist, weil sie vom Händler eine Karotte bekommen oder ein Apfel. Ich habe auch noch nie eine Mutter gehört, ihr kleines Kind anzuschreien. Ich werde übrigens oft von meinen Besucher-Freunden gefragt, ob ich noch immer daran festhalte, dass es keine weinenden Kinder am Mark gebe? Bis anhin gewinne ich die Wetten immer und an Zufälle glaube ich nicht. 

Ach ja und da ist noch einer meine wichtigsten Werte, Zugehörigkeit. Das gibt es nicht gratis in Frankreich, da muss man sich schon bewegen und etwas tun. Ich singe in zwei Chören, Tanze gelegentlich in der Line-Dance-Truppe und wenn ich Glück habe, werde ich bei der Theatergruppe aufgenommen. Das Dazugehören hilft der Sprachertüchtigung und das ist sehr wichtig für mich. Die Franzosen glauben nämlich, dass sie der Nabel der Welt sind und sie sprechen deshalb kaum Fremdsprachen. Für mich aus der Schweiz kommend, kaum vorstellbar. Immerhin leben wir sehr gut mit vier Sprachen. Das heisst nicht, dass wir sie alle beherrschen, doch wir lernen in der Schule schon mal zwei Fremdsprachen und meist liegt eine Dritte drin, weil ein Familienteil aus dem Tessin oder dem Bündnerland dazu kommt. Dann ist Englisch in den höheren Schulen selbstverständlich. Es braucht viel Neugier und  das entdecken wollen, um in Frankreich glücklich zu werden.

Glück ist nicht von allem das Beste zu haben, Glück ist aus allem das Beste zu machen.

Ich finde es übrigens echt respektlos in ein Land zu ziehen und sich nicht um die Verständigung zu bemühen. Das geht nicht, finde ich. Ein paar Worte kann jeder lernen um sich mit dem Nachbar über’s Wetter zu unterhalten oder auf dem Markt die Bestellung ordentlich aufzugeben. Ich habe auch Mühen damit, wenn sich die Deutschen, die Schweizer und die Engländer mit ihren Landsleuten zusammenrotten und ihre Gemeinschaften bilden und sich abgrenzen. Oft hissen sie noch ihre Landesfahne vor dem Haus und lassen jeden wissen, woher sie kommen. So lernen sie auch die Landessprache nicht und bleiben Expats. Ich glaube man kann nicht einfach ein Stück Land an der Sonne kaufen, möglichst noch am  Wasser in einem anderen Land und der Rest ist einem egal.

Als ich in Spanien meine Zelte abbrach und meine Firma aufgab, da musste ich einige Male zurückfliegen um alles abzuklären. EasyJet ist so freundlich und fliegt von Genf Richtung Marseille und dann der Küste entlang nach Barcelona. Wunderschön und aus dem Fenster sieht man an der Küste all die Villen und vor jedem Haus ein Schwimmbad. Ok, das wünschen sich halt die Menschen die  nach Süden drängen. Doch was offensichtlich keiner zur Kenntnis nimmt ist, dass Spanien auch im Norden viel zu wenig Wasser hat und an diesem Wassermangel seit langem leidet. Jeden Morgen, sehr früh, kommen grosse Tankschiffe mit Wasser aus Marseille und bringen das Wasser nach Barcelona für die Touristen und die Küsten-Agglomeration. Das wissen die meisten Spanier gar nicht und die Ausländer möchten es nicht wissen. Und jedesmal, wenn ich dahinflog und aus dem Fenster schaute, war ich erstaunt, weil ich nie jemand in einem Schwimmbad sah - nie! Wir sind einfach seltsam in unseren Wünschen und der Erfüllung. Und langsam werden die Einheimischen madig und ich verstehe sie. Mallorca ist in der Zwischenzeit Deutsch und an den Küsten von Spanien brodelt es mächtig. Ich versteh den Unwillen der Spanier gut. 

Warum ich das hier erzähle? Es geht vor allem die BestAger-und HighAger an, die südwärts ziehen. Bitte seien sie achtsam und respektvoll, danke!

Doch zurück zu Frankreich wo es an den Küsten ähnlich ist und das schon länger. Nur, Frankreich ist gross, hat enorm viel Küste und bietet viel für Menschen, die sich eingliedern wollen und dazugehören wollen. Hier im Jura gibt es noch wenig Tourismus und die Zugewanderten geniessen grössten Teils die Eigenart der Jurassier. Alles ist irgendwie normal geblieben. Manchmal mucken auch die Franzosen gegen die Ausländer und ich sage ihnen dann; dass all die alten, wunderschönen Fachwerk- Fermes, von Schweizern als Ruinen gekauft und renoviert wurden - unter Heimatschutz-Regeln. Es sind meist Prachts-Stücke geworden. Aber ja, alles ist eine Sache der Balance. Und mal ehrlich: wenn alle Ausland-Schweizer zurück in ihr Land ziehen würden, würde es sehr, sehr eng in der Schweiz - noch enger!

Wir sind etwas Viele geworden auf dieser Welt und das fordert Toleranz und das Lösungen finden. Als mein Bruder mir als Kind, einmal sehr ernst sagte: Schwester, wir sind viel zu viele auf der Welt, wir sollten keine Kinder mehr haben! Da dacht ich - mein Gott, er ist so ein lieber Klugscheisser - mein Bruder! Nein, war er nicht. Wir sind sehr Viele geworden und wir müssen sehr acht geben wie wir das Gleichgewicht halten und die Regelungen richtig anwenden.

Übrigens leben wir hier im Jura an einem Knotenpunkt. Wir sind im Kanton Jura, gehören zu Franch-Compte, gehören jedoch auch zum Burgund  und zur Bress. Das macht das Leben hier spannend und vielfältig.

Z.B. Die Franche-Comté, Die Freigrafschaft war von 1956 bis Ende 2015 eine eigenständige Region, bestehend aus den Départements Doubs, Jura, Haute-Saône und dem Territoire de Belfort. Das finde ich spannend.

Wer gerne wandert, paddelt und Natur erleben will, ist in den drei Départements Doubs, Jura und Haute-Saône genau richtig.

Bis zum nächsten Mal! Ich wünsche ihnen eine gute Zeit! Norah

 

 

 

 

 

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