Wenn die Camper südwärts ziehen, mein 7. Beitrag

Veröffentlicht am 5. Februar 2025 um 19:49

Wenn die Camper südwärts ziehen

 

Viele BestAger und HighAger überwintern gerne im Süden. Das ist eigentlich zu verstehen und oft schon ein lang gehegter Wunsch der Leute. 

Das heisst für mein Bezugsdorf, oben an der Strasse, dass ab Ende Oktober die Karawane südwärts zu rollen beginnt und im April/Mai wieder zurück. Es werden jedes Jahr mehr und mich beängstigt das zuweilen. Es betrifft mich nicht direkt, hier am Waldrand und weg von der Strasse, doch ich bekomme es gelegentlich mit, wenn ich ins Dorf gehe.

Manchmal, wenn ich in die Apotheke oder auf die Post muss, gehe ich hoch zum kleinen Dorf Colligny, zum Café bei Michèle, einer Chorfreundin.  Das Café liegt an der Hauptstrasse wie alles in diesem Dorf und da lässt sich gut erleben, was es heisst, an dieser Strasse zu wohnen. Nicht nur dass sehr viele grosse Lastwagen mit Anhängern hier durchfahren, weil es billiger ist, als die Autobahn, die nur 2Kmt. weiter drüben wäre. Nein, es rollen auch die ganzen Camper, die südwärts Richtung Spanien, Portugal  usw. reisen, durch dieses Nadelöhr fahren und es werden jedes Jahr mehr. Das Camper-Leben wird in allen Medien sehr beworben und gehört offenbar zum neuen Life-Styl. Manchmal sinniere ich der Entwicklung dieser Karawane nach und sorge mich um das Dorf und seine Einwohner. 

Und, denke ich, wo soll denn einmal all das Material hin, wenn es Schrott geworden ist? Wie ist das mit den Abgasen - die Camper sind ja selten batteriebetrieben. Die Laster, meist Diesel aus dem Ausland, mit dicken Wolken hinterher? Mir tun die Bewohner dieses Dorfes ganz einfach leid. Die Abgasbelastung ist sehr hoch, weil sich die Strasse entlang der Hügel durch das Dorf wie ein Schlauch zieht. Oft ist es im Frühjahr und Herbst wirklich eine Schlange von Gefährten - undurchdringlich für die Fussgänger. Die Strasse zu  überqueren ist eine Strapaze. Und all das weil die Autobahn, 2 Kmt. weiter drüben, zu teuer ist???

Als die Autobahn gebaut wurde hofften alle, dass es besser wird. Man kämpfte für die nahe Aus- und Einfahrt, damit das Dorf entlastet wird. Die Bewohner fingen an die schwarzen Häuser zu neu zu streichen und die Zäune zu reinigen. Sie hatten wieder Blumen an den Fenstern und Töpfe vor dem Haus. Doch nach kurzer Zeit kam der Verkehr zurück - die Autobahn war zu teuer und da die Camper sowieso limitiert in der Geschwindigkeit sind, können sie locker auch auf der normalen Strasse, quer durch’s Land und die Dörfer fahren.

Und immer wenn ich im Café sitze, denke ich darüber nach, wie es kam, dass das  Nomadenleben so populär wurde. Und, ist es wirklich das grosse Glück, von dem die Camper träumen? Denken die Menschen überhaupt an die Bewohner und wohin geht der ganze Schrott einmal, wenn der Camper ausgedient hat. Und kann man die Laster und Camper nicht einfach auf die Autobahnen schicken, wo sie hingehören?

Ich weiss nicht, an wem und an was es liegt und wieso das so ist - Ich kann nur die „HighAger” hier bitten, sich die Sache  mit dem Campen gut zu überlegen und auch andere Optionen in Betracht zu ziehen. Weniger stressig, entspannter und einzigartiger!

An einem der nahgelegenen Seen gibt es einen grosser Campingplatz mit Chalets, Tiny-Häuser und Camper. Eigentlich war es einmal ein kleiner gemütlicher Platz am See, mit Café und Kiosk für die Anwohner, das Abendvergnügen für die Familien. Dann wurde der Camping gebaut zuerst nur klein und gemütlich und dann immer grösser und grösser und grösser. Jedes Jahr, ab Herbst fahren Schwer-Transporter durch das kleine Dorf oberhalb, Richtung See, mit jeweils ein und zwei Chalets geladen, um den Campingplatz zu vergrössern. Heute ist eine ganze Seeseite voll von Chalets die sich dem Hügel entlang hochziehen. Ein Dorf ist entstanden und wenig von der einstigen Idylle und dem positiven "Uni-Projekt-Lyon", der See-Gestaltung, ist geblieben. Das kleine Café am See ist dem Vorhaben gewichen, den mächtigen, hoch eingezäunten Camping-Platz zu bauen. Für die Spaziergänger und Anwohner muss ein schmaler Weg am Wasser reichen. Man spricht Holländisch auf dem Campingareal und die Anwohner verziehen sich regelmässig über die Sommersaison, bis diese Überflutung vorbei ist. Ich denke dann immer, na ja, ich hab ja einen grossen Garten, das ist für mich nicht schlimm. Und die Andern? Ist das gut und gesund so? Schliesslich durqueren die Holländer halb Europa für dieses Plätzchen? Hier haben sich die Niederländer also für einige Monate eingenistet und die Anwohner haben das Nachsehen? Die Saison geht für sie von Ostern bis Ende September und in dieser Zeit ist es sehr laut und wir meiden den Platz in dieser Zeit. Der See gehört jetzt den Campern. Ein seltsames Gefühl, auch wenn ich doch weiss, dass die Stadtmenschen Ferien in der Natur brauchen…… Und dann stehen all die vielen Häuschen leer........

In Spanien habe ich es noch viel heftiger erlebt und ich fand es total befremdlich, dass man Wohnwagen an Wohnwagen gestellt, mit minimalem Vorplatz, "gemütlich" überwintern kann. Die Ringhörigkeit, die straffen Regeln, die ja sein müssen, und das Herden- oder Rudel-Leben? 

Ja, ich weiss, es ist in Spanien wärmer als zuhause und es gibt das Meer und, und , und……. Ja, man muss wohl gemacht sein für dieses Leben? Mindestens drei Monate leben die Überwinterer in der Regel so und dann geht die Karawane zurück in den Norden. Danach steht der Camper meist irgendwo hinter dem  Haus, bis er wieder südwärts darf oder verrottet.

Ich mag es ihnen gönnen, wenn das wirklich ihr Traum ist und doch??? Geht dieser Massen-Tourismus den wir heute haben, überhaupt noch einher mit den Bewohnern???

Ich gehe nicht mehr näher in die Details und bleib beim Erleben hier vor der Tür, wo die Karawane in meinem Bezugsdorf durchzieht. Dennoch denke ich mir, mein Gott, könnte man sich nicht in einer der vielen „Gites de France” oder AirB&B einmieten und den Bewohner so etwas näher kommen????? Oder wie wäre es auf einem Privat-Platz anzufragen? Das gibt es ja heute auch! Na ja, ich überlasse es ihnen selber nachzudenken, was wirklich entspannend ist. Doch bitte lassen sie den Stress, den sie eingehen bei dieser Art von Ferien nicht ausser Acht. Die sehr lange Fahrt, die Enge auf dem Campingplatz, die klimatische Belastung für Körper und Seele - denken sie wirklich, dass das Erholung ist? 

Wie könnte es denn anders sein?

Nebenbei: Mein Angebot! Ich habe ein eingezäuntes Terrain unterhalb meiner kleinen Ferme. Da können ein bis zwei Camper gut und frei zwischen den Bäumen campen und ihre Ferien verbringen. Wasser und EL ist am Haus und die Gegend, das Seen-Land, der Jura ist wunderschön zum wandern, Biken, das Burgund entdecken, klettern oder Kayaken.

Norah am Beobachten und wundern

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.

Erstelle deine eigene Website mit Webador